Palliativmedizinerin gewinnt Preis für wissenschaftliche Arbeit
Wer steckt hinter der Preisträgerin?
Ich bin seit über 10 Jahren begeisterte Palliativmedizinerin – aber auch Familienmensch, engagierte Chorsängerin, Bergliebhaberin und Leseratte.
Wie wurden Sie zur Palliativmedizinerin?
Bereits während meines Studiums in Innsbruck hat mich Palliative Care interessiert. Das setzte sich im Turnus, den ich in den Krankenhäusern Braunau, Ried und Wels absolviert habe, fort. Seit Beendigung der Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin 2009 bin ich an der Palliativstation im Krankenhaus der BHS Ried tätig, wo ich die Spezialisierung in Palliativmedizin erworben habe. Neben dem Universitätslehrgang für Palliative Care habe ich auch ein Diplom in Geriatrie sowie in Spezieller Schmerzmedizin und bin Ethikberaterin im Gesundheitswesen. Aktuell ist meine Haupttätigkeit der Palliativ Konsiliardienst. Dabei ermöglichen wir allen Patientinnen und Patienten im Krankenhaus, die das wünschen, eine Palliativbetreuung.
Warum haben Sie den Universitätslehrgang Palliative Care besucht?
Mich fort- und weiterzubilden, um die mir anvertrauten Patient*innen und ihre Nahestehenden nach aktuellstem Wissensstand zu behandeln und zu begleiten, ist mir ein ganz großes Bedürfnis. In Österreich existiert für Palliativmedizin keine eigene Facharztausbildung, jedoch berufsbegleitend der mehrstufige Universitätslehrgang Palliative Care. In diesem werden palliatives Fachwissen und Kompetenzen vermittelt, aber auch die eigene Einstellung und Haltung zu Leben und Sterben reflektiert.
Was sind die Erkenntnisse aus Ihrer Masterarbeit?
Meine Masterarbeit zu den Herausforderungen für Zugehörige und Behandlungsteams zeigt, dass ein palliativer Zugang mit partnerschaftlicher Entscheidungsfindung und individuellen Therapiezielen bereits in der Akutphase des schweren Schlaganfalls hilfreich für An- und Zugehörige ist. Aspekte, die besondere Aufmerksamkeit erfordern - wie die emotionale Unterstützung und das Eingehen auf Bedürfnisse von Zugehörigen - wurden klar. Zudem konnte ich zeigen, wie Entscheidungsprozesse im Behandlungsteam ablaufen.
Sind Zugehörige gleichzusetzen mit Angehörigen?
„Zugehörige“ oder auch „Nahestehende“ schließt zusätzlich zu den Angehörigen auch die Menschen mit ein, die für Schwerstkranke oder Sterbende wichtig sind, ohne mit ihnen verwandt zu sein – daher habe ich diesen Begriff gewählt.
Können Sie die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der Krankenhauspraxis umsetzen?
Dass die enge und frühzeitige Kooperation von Neurologie und Palliativmedizin beim akuten Schlaganfall, die wir in Ried schon länger praktizieren, nicht nur internationalen Empfehlungen entspricht, sondern auch hilfreich für Erkrankte und ihre Nahestehenden ist, bestärkt uns, diesen Weg gemeinsam weiterzugehen. Gleichzeitig berücksichtige ich verstärkt die Aspekte in der Begleitung der Zugehörigen, die besondere Aufmerksamkeit benötigen – wie die emotionale Unterstützung und das Eingehen auf ihre Bedürfnisse.
Was bedeutet der Hildegard-Teuschl-Preis für Sie?
Der Preis war eine überraschende Anerkennung für die wissenschaftliche Arbeit, die ich in den vergangenen Jahren geleistet habe und bestärkt mich darin, meine Erkenntnisse auch mit anderen zu teilen.
Welche Fragen stellen sich am Lebensende?
Viele Familien wünschen sich für die Erkrankten eine Sterbephase ohne Leiden. Auch der Sterbeort (zuhause, Krankenhaus), die Begleitung durch Nahestehende oder spirituelle Bedürfnisse sind häufig Thema. Mir als Ärztin werden oft Fragen zur medizinischen Situation und zu körperlichen Veränderungen in der Sterbephase gestellt. Den Erkrankten selbst sind gute Symptomlinderung, Sicherheit und vielen auch die Begleitung durch ihnen Nahestehendewichtig. Oft blicken wir gemeinsam auf ihr Leben, den Dingen die darin gut oder auch weniger gut gelungen sind, zurück.
Wurde Ihr Masterstudium vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried unterstützt?
Mein Arbeitgeber hat mich für dieses Studium sowohl finanziell als auch durch Fortbildungstage unterstützt. Zusätzlich konnte ich zwischenzeitlich meine Arbeitszeit reduzieren, um das Forschungsprojekt zu realisieren und die Masterthesis zu verfassen.
Dr.in Renate Riesinger mit einem Exemplar ihrer Masterarbeit
Ansprechpartnerin für Rückfragen:
Mag.a Ulrike Tschernuth
Leitung Kommunikation Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
T: 07752 602-3040
M: 0664 / 3157908
E-Mail: ulrike.tschernuth@bhs.at
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
Das Schwerpunktspital des Innviertels stellt den Menschen in der Region eine Gesundheitsversorgung am Puls der Zeit zur Verfügung. Rund 1.500 Mitarbeitende kümmern sich um die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten, die ganzheitlich gesehen werden. Fachliche Schwerpunkte werden in den Bereichen Onkologie, Neurologie, Orthopädie und Gefäßmedizin gesetzt.
Seit 1998 verfügt das Krankenhaus über eine Palliativstation.
Vinzenz Gruppe: Gesundheit kommt von Herzen
Im Sinne unserer christlichen Gründer/innen setzen wir uns gemeinsam für ein Gesundheitswesen in Österreich ein, in dem kompetente Medizin und Pflege von Herzen kommen. Gemeinnützigkeit ist unser Prinzip. Unsere Ordenskrankenhäuser, Pflegehäuser, Wohnangebote für Menschen mit Betreuungswunsch, Rehabilitationseinrichtungen und Präventionsangebote stehen allen Menschen offen – ohne Ansehen ihrer Konfession und ihrer sozialen Stellung. www.vinzenzgruppe.a