Online-Angebote helfen Eltern in Not
Das positive zuerst: Für erwachsene Menschen mit Autismus bieten die krisenbedingten Änderungen auch Entlastungspotentiale. So entschärft das sogenannte „social distancing“ die alltäglichen Herausforderungen in der sozialen Interaktion und in der Kommunikation. Das Abstandhalten und die Vermeidung von Körperkontakt wie etwa Händeschütteln, Umarmungen, auf die Schulter klopfen etc. kommen den Berührungsängsten von Menschen mit ASS entgegen. Auch die Videotelefonie wird von vielen als Alternative begrüßt, da sie so von einem sicheren Ort aus in Kontakt treten können. Eine reduzierte Reizüberflutung ergibt sich auch durch die geringere Anzahl von Menschen im öffentlichen Raum.
Erster Lockdown brachte zunächst Entlastung
Auch einige Familien mit autistischen Kindern erlebten den ersten Lockdown durchaus als Entlastung. Die gemeinsame Familienzeit zu Hause sowie das Wegfallen von Terminen und Verpflichtungen hatten zunächst positive Effekte. Doch mittlerweile überwiegt bei vielen die Belastung und Überforderung.
Lockdown und Maskenpflicht erschweren Therapie
Lockdown und Maskenpflicht sorgen und sorgten für Herausforderungen. Nicht nur für erwachsene Autisten, die ihre Therapien nicht mehr einhalten konnten und können. Vor allem bei der Autismusfrühintervention, die ja ein beschränktes Zeitfenster für Therapie-Erfolge bei Kleinkindern hat, ist Kreativität gefragt. „Kinder mit ASS haben grundsätzlich Schwierigkeiten, Mimik und Gestik zu interpretieren und das Mundbild gut zu lesen. Durch den Mund-Nasen-Schutz wird dies zusätzlich erschwert. Daher müssen wir bei der Therapie flexibel sein. Wir leiten daher verstärkt die Eltern an, wie sie ihre Kinder fördern und unterstützen können. Dies geschah bereits im ersten Lockdown vermehrt über Videotelefonie oder aufgenommene Videos, da wir ja nicht mehr persönlich bei den Familien vorbeischauen konnten. Zudem erstellten wir einen Online-Elternkurs und Online Austauschrunden für Eltern“, informiert Dely.
Vielen Kindern mit ASS fehlen jetzt die Übungs- und Lernmöglichkeiten
Nach dem ersten Lockdown war wieder ein persönliches Arbeiten mit den Familien unter Einhaltung der Sicherheits- und Hygienebestimmungen erlaubt. „Es fehlt uns zwar die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, aber wir sind froh, die Therapieeinheiten bei uns am Autismuskompetenzzentrum oder bei den Familien zu Hause anbieten zu können. Vielen Kindern mit ASS fehlen jetzt die Übungs- und Lernmöglichkeiten, zum Beispiel für soziale Interaktion, insbesondere wenn Kinder nicht in den Kindergarten gehen. Da auch sämtliche Freizeiteinrichtungen geschlossen sind und Freizeitangebote ausfallen ist es für Eltern oft sehr anstrengend, ihre Kinder sinnvoll zu beschäftigen. Allerdings bietet der Lockdown für Kinder, die den Kindergarten besuchen, manchmal günstigere Rahmenbedingungen. Es sind weniger Kinder (und somit Reize) in der Gruppe und PädagogInnen können sich gezielt mehr Zeit nehmen für die Integrationskinder“, so Dely.
Onlineangebote haben sich etabliert
Aufgrund des zweiten und dritten Lockdowns findet der Elternkurs nach wie vor online statt. Auch Videotelefonie und Austauschrunden wurden beibehalten. Dazu die Ergotherapeutin: „Manche Eltern bedauern dies, weil sie den persönlichen Kontakt und den Austausch mit anderen Eltern sehr bereichernd finden. Das ist online etwas schwieriger zu gestalten. Allerdings haben wir sehr gute Erfahrungen mit der Online-Austauschrunde für Eltern gemacht. Der Vorteil an den OnlineAngeboten ist, dass eine Teilnahme für Eltern leichter möglich ist, da sie keine Kinderbetreuung organisieren müssen. Somit ist es auch möglich, dass beide Elternteile teilnehmen. Die Online Angebote haben sich etabliert und werden deshalb als fixes Zusatzangebot auch nach der Pandemie bleiben.“
Info Early Start Denver Model (EDSM)
Die Autismusfrühintervention der Barmherzigen Brüder Linz arbeitet mit dem Early Start Denver Model, einem autismusspezifischen ganzheitlichen Interventions- und Frühtherapiekonzept, das alle Aspekte der kindlichen Entwicklung berücksichtigt. Entwickelt wurde es für Säuglinge und Kleinkinder ab 12 Monaten mit ASS. Ziel ist die Verbesserung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und Imitationsfähigkeit, die als Grundvoraussetzung für die Weiterentwicklung des Kindes und für den Erwerb von aktiver verbaler Sprache gilt.
Nähere Infos zur Autismusfrühintervention gibt es auf der Homepage https://www.barmherzige-brueder.at/unit/issn/autismus/kinder oder über:
Autismusfrühintervention in Linz Bischofstr.11,4021 Linz
Ansprechperson: Eva Dely
Autismusfrühintervention in Vöcklabruck Salzburger Straße 18, 4840 Vöcklabruck
Ansprechperson: Gertrud Hemetsberger
Über das Konventhospital Barmherzige Brüder Linz
Das Konventhospital Barmherzige Brüder Linz ist Teil einer der größten ordensgeführten Gesundheits- und Sozialeinrichtung der Welt. Die Standorte in Oberösterreich, darunter das Krankenhaus Barmherzige Brüder Linz, die Krankenhaus-Apotheke, die Augenoptik Barmherzige Brüder, das medizinische Laserzentrum sowie die Einrichtungen der „Lebenswelt“, sind eingebunden in innovative, kosteneffiziente Strukturen. Das Konventhospital betreut jährlich über 29.000 Patienten stationär und mehr als 115.000 ambulant. Regional hat sich das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder auf Spitzenmedizin in ausgewählten Schwerpunktbereichen spezialisiert: Augenheilkunde Geburtshilfe Gefäßchirurgie Innere Medizin Neurologie Sinnes- und Sprachneurologie Über den Orden der Barmherzigen Brüder: In der Österreichischen Ordensprovinz mit Standorten in Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei betreiben die Barmherzigen Brüder gemeinsam mit fast 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Voll- und Teilzeitbeschäftigung an 36 Standorten zwölf Krankenhäuser sowie zahlreiche weitere Sozial- und Gesundheitseinrichtungen wie Altenund Pflegeheime, Lebenswelten für Menschen mit Behinderungen, eine Therapiestation für Drogenkranke, Hospize und Kureinrichtungen. Weltweit sind die Barmherzigen Brüder in 53 Staaten mit über 400 Einrichtungen vertreten.
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