15 Jahre nach Sturz: Handgelenks-OP lindert Schmerzen
Bei einem Sturz beim Aussteigen aus einem LKW vor rund 15 Jahren brach sich Thomas Schoissengeier (44) das linke Handgelenk. Weil man zuerst keine Fehlstellung bemerkte, wurde die Verletzung konservativ behandelt. Mit der Zeit „kippte“ das Gelenk allerdings ab und Schmerzen traten auf. „Ich konnte die Hand nicht mehr richtig drehen und hatte das Gefühl, im Gelenk ‚anzustehen‘“, sagt der Patient. Schließlich wandte er sich an die Orthopäd*innen im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. „Bei einem ansonsten gesunden Handgelenk besteht die Möglichkeit, die verletzten Knochen dreidimensional auszumessen und sie bei einer Operation wieder in die richtige Position zu bringen“, erklärt OA Dr. Martin Bischofreiter, MSc, der die OP geleitet hat. Für die Planung wurde zuerst eine Computertomographie (CT) von dem gesunden und dem kranken Handgelenk gemacht. Anhand der Schnittbilder bildeten die Expert*innen das unversehrte Gelenk dreidimensional nach und spiegelten es als „Vorlage“ für die verletzte Hand.
3D-Schablonen aus der Schweiz
Bei der Operation wurde der Knochen durchgesägt, bevor das Gelenk mithilfe einer 3D-gedruckten Schablone an der richtigen Stelle positioniert werden konnte. Der entstandene Zwischenraum wurde mit einem Stück aus dem Beckenknochen aufgefüllt, damit der Knochen besser zusammenwachsen kann. „Diese dreidimensional modellierten Schnittblöcke werden für alle Patient*innen individuell von einer Schweizer Firma gefertigt“, sagt Assistenzarzt Michael Gattringer. Um zu kontrollieren, ob die Heilung den gewünschten Verlauf genommen hatte und vor allem der Gelenkswinkel wieder passt, wurde postoperativ ein weiteres CT gemacht. Die Bilder bestätigten die erfolgreiche Rekonstruktion des Gelenks. Die Druckverhältnisse im Handgelenk sind seither deutlich verbessert und der Patient hat keine Schmerzen mehr. „Jetzt heißt es nur noch, die Muskulatur wieder aufzubauen“, sagt Thomas Schoissengeier.
Häufigste Krankheitsbilder beim Handgelenk
Handgelenksbeschwerden treten häufig aufgrund von Überbelastung oder als Folge von Unfällen auf. Eine zentrale Rolle spielen hier Verletzungen des Kahnbeins (Hand wurzelknochen) und Bandverletzungen. „Meist kommen die Patient*innen verspätet zu uns, wenn bereits Folgeschäden wie eine Arthrose aufgetreten sind“, erklärt Gattringer. Außerdem kann der „Meniskus des Handgelenks“ (Diskus triangularis) Probleme verursachen, wenn durch abrupte oder unkontrollierte Bewegungen Risse entstehen. Auch eine relative Überlänge der Elle kann den Knorpel im Handgelenk schädigen. Die beim Knie bereits bekannte, minimalinvasive Schlüssellochchirurgie (Arthrosko pie) wird im Ordensklinikum Linz, als eine der wenigen Krankenhäuser, routinemäßig auch beim Handgelenk angewendet. Für Patient*innen verkürzt sich dadurch die Regenerationszeit erheblich. „Wir sind stolz, dass wir aufgrund unserer unfallchirurgischen Zusatzausbildung neben den klassischen orthopädischen Erkrankungen wie Karpaltunnelsyndrom, Rhizarthrose, Schnappfinger etc. auch traumatische bzw. post traumatische Veränderungen – unter anderem Arthrosen oder Fehlstellungen – an der Hand und der gesamten oberen Extremität auf unserer Abteilung versorgen können“, sagt OA Dr. Bischofreiter. Pro Woche werden rund zehn OPs an der Hand bzw. dem Handgelenk im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern durchgeführt.
Prophylaxe
Grundsätzlich werden bei Beschwerden im Handgelenk zuerst alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft. „Wenn sich nach drei bis sechs Monaten die Schmerzen nicht verbessern und den Alltag negativ beeinflussen, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden“, rät Bischofreiter. Wartet man zu lange, kann das Gelenk frühzeitig verschleißen. Anders als zur Vorbeugung von Knieverletzungen gibt es beim Handgelenk kein spezifisches Prophylaxeprogramm. Beim Sport ist es deswegen besonders wichtig, das Gelenk gut aufzuwärmen und abrupte, unkontrollierte Bewegun gen möglichst zu vermeiden. Bei Sportarten, die besonders gelenksbelastend sind, braucht es unbedingt die richtige Technik, um sich nicht zu verletzen. „Sportarten wie Krafttraining, Schlägersportarten und Kampfsport, können die obere Extremität und insbesondere das Handgelenk stark belasten. Auch bei der Trendsportart CrossFit können durch intensive Belastungen beim Gewichtheben oder bei Drehbewegungen Diskusverletzungen auftreten“, sagt Ass. Dr. Gattringer. Das richtige Trainingspensum ist ebenfalls wichtig. „Wenn man ermüdet, sollte man frühzeitig aufhören. Die meisten Verletzungen entstehen, weil der Muskel erschöpft ist und das Gelenk nicht mehr ausreichend stabilisiert werden kann“, ergänzt OA Dr. Bischofreiter. Das gilt nicht nur für das Handgelenk, sondern für sämtliche Gelenke.
Rückfragehinweis für Journalist*innen:
Lena Gattringer, BA BA
lena.gattringer@ordensklinikum.at
+43 732 7677 – 4908
+43 664 88 41 99 88