Schlaganfallpatienten auf der Überholspur
Der Schlaganfall ist die zweithäufigste Todesursache und stellt eine große Gefahr für eine dauerhafte Beeinträchtigung dar. Jährlich ereignen sich in Österreich zwischen 20.000 und 25.000 Schlaganfälle. Ein zentraler Faktor für die Folgen eines Schlaganfalls ist der Faktor Zeit. Je mehr Zeit bis zum Therapiebeginn verstreicht, desto schwerwiegender sind die gesundheitlichen Folgen. Wichtig sind daher eine schnelle Rettungskette und ein rascher Therapiebeginn.
Zur Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls stehen die systemische Lysetherapie und die mechanische Thrombektomie zur Verfügung. Beide sind aber nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters anwendbar. Je später die Therapie beginnt, umso weniger Menschen profitieren davon.
Das Pilotprojekt
In enger Zusammenarbeit zwischen dem Roten Kreuz und dem Team der Neurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried wurde ein Pilotprojekt für Oberösterreich umgesetzt. Ziel des Projektes war es, die Patientenversorgung zu optimieren und zu beschleunigen.
Die Abläufe vom Notruf 144 an die Rettungsleitstelle bis zum Beginn der Therapie im Krankenhaus wurden genau durchleuchtet.
Das sind die Eckpfeiler der Fastlane Schlaganfall
- Erkennen der Schlaganfallsymptome durch Patient*in oder Ersthelfer*in
- Absetzen des Notrufs 144 und den Anweisungen der Rettungsleitstelle folgen
- Rettungsleitstelle entsendet geeignetes Rettungsmittel an den Notfallort und gibt parallel Erste Hilfe Anleitung
- Patient*innenversorgung am Einsatzort durch das Rote Kreuz
- Bei Verdachtsdiagnose Schlaganfall: Vorverständigung durch Konferenzschaltung
- Umgehender Patient*innentransport in das geeignete Krankenhaus (mit Neurologie)
Die Vorverständigung des Krankenhauses erfolgt im Rahmen einer Telefonkonferenzschaltung zwischen der Rettungsleitstelle Innviertel des Roten Kreuzes, Notfallsanitäter*in und diensthabender Neurologin bzw. diensthabendem Neurologen, dabei werden Informationen über den Zustand der Patientin/des Patienten anhand einer Checkliste an das Krankenhaus weitergegeben.
Nach dem Gespräch werden die Patientendaten durch die Rettungsleitstelle Innviertel direkt im Krankenhaussystem angelegt. Daraufhin beginnen im Krankenhaus sofort die Vorbereitungsarbeiten für die Aufnahme und Behandlung der Patientin/des Patienten durch die diensthabenden Neurolog*innen: in der Radiologie wird der Computertomograph reserviert, die Krankengeschichte wird eingesehen und das übernehmende Personal wird informiert. Sobald die Patientin/der Patient im Krankenhaus ist, wird mit den Untersuchungen begonnen (Radiologie, Labor, Ultraschall…) und nach der Diagnose unverzüglich behandelt.
Fastlane bringt direkten Patientennutzen
Das Ergebnis des Pilotprojektes kann sich sehen lassen: Im ersten Jahr mit schrittweiser Einführung der Fastlane wurden bereits mehr als die Hälfte aller Patient*innen, die einer Akuttherapie bedurften, über das neue System vorangekündigt. Wird ein Patient/eine Patientin über die Fastlane vorgestellt, kann die Zeit bis zur Einleitung der systemischen Lysetherapie beinahe halbiert werden: Die Door-to-Needle Time betrug im Beobachtungszeitraum bei Patient*innen ohne Vorankündigung durchschnittlich 51 Minuten, bei Einsatz der Fastlane konnte die Therapie bereits nach 26 Minuten beginnen.
Warnsignale für einen Schlaganfall
Es ist sehr wichtig, die Anzeichen für einen Schlaganfall ernst zu nehmen und sofort zu handeln. „Klassische“ Alarmzeichen sind halbseitige Lähmungserscheinungen, Sprach- und Sehstörungen und Gleichgewichtsprobleme.
Folgende Checks kann man mit der / dem Betroffenen machen:
- Sie / er soll lächeln. Hängt ein Mundwinkel nach unten?
- Sie / er soll beide Arme heben. Ist das gleichzeitig möglich?
- Sie / er soll einen einfachen Satz wiederholen. Gelingt das deutlich und ohne Fehler?
Wenn auch nur eines der Anzeichen für einen Schlaganfall vorliegt, soll sofort der Notruf 144 gewählt werden, um rasch professionelle Hilfe zu holen. Nur so können leidvolle Spätfolgen verhindert oder verringert werden.
Das Risiko lässt sich minimieren
Nicht jeder Schlaganfall lässt sich vermeiden, doch der Lebensstil spielt eine große Rolle. „Wer nicht raucht, regelmäßig körperlich aktiv ist, sich gesund ernährt, nur wenig Alkohol trinkt und seinen Body-Mass-Index unter 25 hält, kann das persönliche Schlaganfallrisiko um bis zu 80 Prozent senken“, betont Prof. Dr. Andreas Kampfl, Leiter der Neurologie am Rieder Schwerpunktspital.
Das Modell Ried steht zur Ausrollung zur Verfügung
„Wir freuen uns, dass das Pilotprojekt, das wir im Auftrag des Landes Oberösterreich durchgeführt haben, so gute Ergebnisse zeigt, dass der neue Prozess und die Systemanbindung auf andere Krankenhausstandorte in Oberösterreich, die über Stoke Units verfügen, ausgerollt werden kann“, erklärt Mag. Johann Minihuber, Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried. Christian Dobler-Strehle, Bezirksgeschäftsstellenleiter des Roten Kreuz Ried führt fort: „Wir nutzen die Erfahrungen, die wir auf Ebene der IT, bei der Kommunikation zwischen Rettungsleitstelle, Notfallteam und Krankenhaus und mit den Checklisten gemacht haben zum Wohle der Bevölkerung im Innviertel und darüber hinaus. In erster Instanz hilft das neue System den Patient*innen, deren Angehörigen und reduziert das Risiko nach einem Schlaganfall in die Pflegebedürftigkeit zu rutschen.“
Ansprechpartnerinnen für Medienanfragen:
Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried:
Mag.a Ulrike Tschernuth
T: +43 7752 602-3040
M: +43 664 3157908
Rotes Kreuz Ried:
Lisa Nagl
T: +43 7752 81844-113
M: +43 664 8234317
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
Das Schwerpunktspital des Innviertels umfasst 18 medizinische Abteilungen und Institute. Fachliche Schwerpunkte werden in den Bereichen Onkologie, Neurologie, Orthopädie und Gefäßmedizin gesetzt. Rund 1.800 Mitarbeitende kümmern sich ganzheitlich um die gesundheitlichen Bedürfnisse von jährlich mehr als 137.000 stationären und ambulanten Patient*innen. www.bhs-ried.at
Österreichisches Rotes Kreuz, Landesverband Oberösterreich, Bezirksstelle Ried Das Rote Kreuz Bezirksstelle Ried betreibt 25 Leistungsbereiche in den Sparten, Rettungsdienst, Blutspendedienst, Gesundheits- und Soziale Dienste, Entwicklungszusammenarbeit, Katastrophenvorsorge und –hilfe, Aus- und Weiterbildung, Jugendarbeit und Migration. 1200 freiwillige und ca. 90 berufliche Mitarbeiter: innen kümmern und ermöglichen eine flächendeckende Versorgung und Betreuung der Bevölkerung im Bezirk Ried und der Region. Die Freiwilligkeit als zentrale Säule der Organisation bildet das Fundament für die Möglichkeit dieser Hilfe gemäß dem Leitspruch „Aus Liebe zum Menschen“