Nationales Stammzelltransplantationsregister jetzt am Ordensklinikum Linz
Am 15. Mai 1992 erfolgte am Ordensklinikum Linz Elisabethinen die erste Knochenmarkstransplantation. Seither wurden an der Abteilung Interne 1 mehr als 2.200 Patient*innen transplantiert. Mit 121 Transplantationen bei Erwachsenen im abgelaufenen Jahr ist das Ordensklinikum Linz nach dem AKH Wien (137) das zweitgrößte Stammzelltransplantationszentrum in Österreich.
Ab sofort bekommt der Standort in Linz eine noch größere Bedeutung. Denn das nationale Stammzelltransplantationsregister „übersiedelt“ von der Uniklinik in Innsbruck zur Abteilung am Ordensklinikum Linz. „Wir sind jetzt der Knotenpunkt, an dem alle Daten zusammenlaufen. Von sämtlichen Zentren in Österreich bekommen wir die Transplantationszahlen gemeldet und leiten sie quartalsweise an das Ministerium weiter. Zudem wird die Erfassung der gesamten nationalen Daten im Register der Europäischen Gesellschaft für Blutstammzell- und Knochenmarktransplantation (EBMT) koordiniert. Diese Entwicklung untermauert unsere zentrale Rolle als Stammzelltransplantationsstandort noch einmal mehr. Die neue Aufgabe ist eine große Ehre für uns“, sagt OA Priv.-Doz. Dr. Johannes Clausen, medizinischer Leiter des Bereichs Stammzelltransplantation an der Abteilung Interne 1 unter der Leitung von Primar Priv.-Doz. Dr. Holger Rumpold am Ordensklinikum Linz Elisabethinen.
Verteilt auf Österreich werden an zwölf Standorten Stammzelltransplantationen durchgeführt, von denen jedoch nur vier (unter anderem am Ordensklinikum Linz) auch allogene Transplantationen durchführen. Grundsätzlich unterscheiden Expert*innen zwischen autologer (Spender und Empfänger sind eine Person) und allogener (Familien- oder Fremdspender) Stammzelltransplantation. Eine dritte Variante, die CAR-T-Zelltherapie (seit 2019 am Ordensklinikum Linz) hat bei der Behandlung von Krebspatient*innen in den vergangenen Jahren einen großen Entwicklungssprung nach vorne gemacht. Die neuartige Krebsimmuntherapie basiert auf dem Prinzip gentechnisch veränderter Zellen. Konkret: Ähnlich wie bei der Eigenzellspende werden Immunzellen von den Patient*innen selbst gewonnen. Die sogenannten T-Lymphozyten werden vermehrt, und genetisch so verändert, dass sie bestimmte Merkmale bei Lymphkrebs oder Knochenmarkskrebszellen besser erkennen können. „Diese Zellen werden tausendfach vermehrt. Wenn sie der/die Patient*in zurückbekommt, verfügt er/sie über ein Immunsystem, das ganz gezielt diese Krebszellen zum Abtöten bringen kann“, so OA Priv.-Doz. Dr. Johannes Clausen.
41,8 Millionen potenzielle Stammzellspender*innen
Auf diesem komplexen Gebiet der Hämato-Onkologie wird permanent geforscht. Wie Mediziner*innen bestätigen, haben die Fortschritte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Überlebenschancen der Patient*innen deutlich erhöht. Geheilt gilt man laut OA Priv.-Doz. Dr. Johannes Clausen in der Regel dann, „wenn die ersten Jahre nach der Transplantation ohne Rückfälle überstanden wurden.“ Für eine Spende können verwandte Personen wie Geschwister, Eltern oder Kinder in Frage kommen. Bei einer Fremdspende (allogene Stammzellentransplantation) kommen grundsätzlich alle gesunden Personen in Frage. Ein Eintrag in einem Spenderregister (nicht zu verwechseln mit dem Stammzelltransplantationsregister) ist zwischen 18 und 35 bzw. 45 Jahren möglich. Weltweit stehen 41,8 Millionen typisierte potenzielle Stammzellspender*innen (Stand: 1. März, 2024) für nichtverwandte Stammzellspenden zur Verfügung. In Österreich beläuft sich die Zahl auf rund 300.000.
Stammzelltransplantationen oder eine CAR-T-Zelltherapie kommen grundsätzlich für Patient*innen in Frage, deren bösartige Erkrankung von Blut, Knochenmark oder Lymphknoten durch eine medikamentöse Therapie oder Bestrahlung langfristig eine geringe oder keine Heilungschance haben. Im Idealfall werden Spender*innen gefunden, bei denen zehn von zehn Merkmalen übereinstimmen. „Mit den heutigen Methoden sind auch Transplantationen mit nur 50-prozentiger Übereinstimmung ohne vermehrte Komplikationen möglich“, weiß OA Priv.-Doz. Dr. Johannes Clausen. In der Regel ist für eine Stammzellentransplantation ein drei- bis fünfwöchiger Krankenhausaufenthalt notwendig. Da aber das Immunsystem der frisch transplantierten Patient*innen stark geschwächt ist, müssen auch in der Folgezeit besondere Schutzmaßnahmen eingehalten werden. „Zunächst sollten größere Veranstaltungen eine Zeitlang gemieden werden. Die Patient*innen müssen anfangs auch einmal pro Woche zur Nachsorge zu uns ins Spital kommen“, so der Mediziner.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Stammzellentransplantation | Ordensklinikum Linz
Rückfragen für Journalist*innen:
Michael Prieschl
Tel. +43 664 8190795