Die häufigsten Krebsarten und ihre Therapieoptionen
An den interprofessionell besetzten Spezialzentren des Klinikum Wels-Grieskirchen wurden im Vorjahr knapp 280 Frauen und exakt 260 Männer mit der Erstdiagnose Brust- bzw. Prostatakrebs betreut. Auch die Expertise in der Therapie von Lungen- oder Darmkrebs ist hoch. „Der Einsatz modernster Diagnostik‐ und Therapieoptionen, individuelle und empathische Betreuung sowie eine ganzheitliche und langfristige Begleitung der Patienten zeichnen die Versorgung der Krebspatienten an unserem Schwerpunktkrankenhaus aus“, sagt Sonja Heibl, Leiterin der internistischen Onkologie am Klinikum Wels‐Grieskirchen und stellvertretende Leiterin des Tumorzentrums OÖ.
Innovationen eröffnen neue Therapieperspektiven
„Dank Forschung und stetiger Weiterentwicklung eröffnen sich neue Therapieperspektiven bei Krebserkrankungen – etwa durch präzisere Diagnosen sowie individuell angepasste und effektivere Behandlungsmöglichkeiten“, so Heibl.
Die Krebstherapie umfasst heute eine Bandbreite an Maßnahmen: Die chirurgische Entfernung des Tumors ist oftmals der erste Schritt, insbesondere bei Gewebeneubildungen. Durch eine neoadjuvante Therapie kann es bereits vor dem Eingriff gelingen, die Tumormasse mittels Strahlen-, Chemo- oder Hormontherapie zu verkleinern. Im Rahmen einer Immuntherapie wird das Immunsystem stimuliert, die Krebszellen des Betroffenen zu erkennen und anzugreifen. Anders als zum Beispiel bei einer Chemotherapie richten sich bei einer Targeted Therapy die Wirkstoffe gezielt gegen ausgewählte Angriffspunkte der Krebszelle. Grundlage dazu bilden die spezifischen Eigenschaften der Krebszelle, die an ihrem Wachstum beteiligt sind. In der personalisierten Onkologie werden Behandlungen zunehmend individuell auf den Patienten und die spezifischen Eigenschaften des Tumors, sprich auf die individuellen Veränderungen im Erbgut der Tumorzelle zugeschnitten, was die Wirksamkeit der Therapie erhöht und Nebenwirkungen reduziert. Zudem führen kontinuierliche Forschung und die Teilnahme an klinischen Studien zu neuen Erkenntnissen und verbesserten Behandlungsansätzen
Therapiefortschritte am Beispiel Lungenkrebs
Mit 5.000 Neuerkrankungen pro Jahr reiht sich das Krankheitsbild unter die häufigsten Krebsarten in Österreich. In den letzten zwei Jahrzehnten konnten hier einschneidende Entwicklungen in der Behandlung erzielt werden. Dazu zählen insbesondere die Immuntherapie, welche das körpereigene Immunsystem dazu bringt, Tumorzellen abzustoßen, sowie die Targeted Therapy als maßgeschneiderte Behandlungsform, die gezielt das Wachstum des Tumors beeinflussen kann. Die innovativen Krebstherapien sind durch eine genomische Testung – das Profiling des Tumors – möglich geworden: Mittels Next-Generation-Sequencing kann die genetische Zusammensetzung des Tumors schnell, hochpräzise und kostengünstig molekularbiologisch analysiert werden. Diese Technologie stellt neben der bildgebenden Diagnostik mittels MRT, CT und PET-Scans einen Schlüssel in der präziseren Lokalisierung und Charakterisierung von Tumoren dar. Werden zum Beispiel Genmutationen, die das Tumorwachstum fördern, entdeckt, können sie Angriffspunkte für eine zielgerichtete Therapie sein.
Kompetenzenbündelung für alle Patienten
Am Klinikum Wels-Grieskirchen findet für die Therapie jedes Krebspatienten eine nahtlose Abstimmung der Experten aller Disziplinen des Interdisziplinären Tumorboards statt, das Kooperationspartner des Tumorzentrums Oberösterreich ist. Gemeinsames Ziel ist es, die Krebserkrankung zu heilen oder zumindest dauerhaft unter Kontrolle zu halten. „Eingebunden sind neben der jeweiligen organspezifischen Fachabteilung die Bereiche der Internistischen Onkologie, Radiologie, Klinischen Pathologie, Molekularpathologie und Zytodiagnostik am Klinikum Wels-Grieskirchen sowie die Radioonkologie des Ordensklinikums Linz Barmherzige Schwestern“, fasst Heibl die involvierten Disziplinen zusammen. So wird für Patienten die individuell beste Behandlung geplant. „In unserer Patientenbetreuung steht aber nicht nur die erfolgreiche Bekämpfung des Krebses im Vordergrund, sondern unser Augenmerk liegt heute auch verstärkt auf der Lebensqualität der Patienten.“
Heilungschancen noch nie so gut wie heute
Heilungschancen und Lebensqualität der Patienten haben sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. „Die Erfolgsaussichten hängen dennoch maßgeblich von der Art der Erkrankung, dem Stadium bei Diagnosestellung und der individuellen Grundkonstitution des Patienten ab“, sagt Heibl. Etwa jede sechste Frau ist im Laufe ihres Lebens von Brustkrebs betroffen – dank Früherkennungsmöglichkeiten und innovativen Therapieoptionen können drei Viertel der Betroffenen heute dauerhaft geheilt werden. „Generell gilt, dass die Prognosen bei einer frühzeitigen Diagnosestellung deutlich besser sind als im fortgeschrittenen Zustand. So liegt die Fünf‐Jahres‐ Überlebensrate – ein Indikator zur Einschätzung des Krankheitsverlaufs – bei frühzeitiger Erkennung von Prostatakrebs bei etwa 98 Prozent“, so die Expertin
Vor einer Krebserkrankung: Vorbeugung und Vorsorge
Prävention und Früherkennung sind ausschlaggebend, um das individuelle Risiko einer Krebserkrankung zu verringern. Neben PSA-Test und Mammographie stellt in diesem Zusammenhang die Vorsorgekoloskopie ein beeindruckendes Beispiel dar: Mit rund 4.500 Neuerkrankungen pro Jahr ist auch Darmkrebs eine der häufigsten Krebsformen. Durch die prophylaktische Untersuchung kann die Erkrankung rechtzeitig diagnostiziert werden. Eine zeitgleich durchgeführte vorsorgliche Entfernung gutartiger Vorstufen kann den Ausbruch der Krebserkrankung überhaupt verhindern. Seit der Etablierung der Vorsorgekoloskopie hat sich in Österreich das Entstehen tausender kolorektaler Karzinome verhindern lassen. „Um das individuelle Risiko einer Krebserkrankung zu senken, spielt der persönliche Lebensstil eine Rolle – vor allem eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, Vermeidung von Tabak und übermäßigem Alkoholkonsum sind ausschlaggebend“, so Onkologin Heibl. „Durch die Kombination von Vorsorge, gesunder Lebensweise und frühzeitiger Erkennung können das Erkrankungsrisiko und die Sterblichkeitsrate vieler Krebsarten signifikant reduziert werden.“
Vorsorgeuntersuchungen für Prostata-, Brust-, Lungen- und Darmkrebs
Österreichische medizinische Gesellschaften und Gesundheitsorganisationen empfehlen:
Prostatakrebs:
- Digital-rektale Untersuchung (DRU): ab 45 Jahren; jährlich
- PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen): ab 45 Jahren, bei familiärer Vorbelastung ab 40 Jahren; jährlich nach individueller Beratung
Brustkrebs:
- Mammografie: ab 40 Jahren; alle zwei Jahre (zwischen 45 und 74 Jahren alle 24 Monate „Einladung“ über das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm)
- Tastuntersuchung der Brust: ab 20 Jahren, keine Früherkennung im eigentlichen Sinn; jährlich
- Magnetresonanztomografie (MRT) der Brust: bei erhöhtem Risiko (z. B. BRCA-Mutation); nach individueller Risikobewertung
Darmkrebs:
- Stuhltest auf okkultes Blut: ab 45 Jahren; alle zwei Jahre
- Koloskopie (Darmspiegelung): ab 45 Jahren; alle sieben bis zehn Jahre, bei familiärer Vorbelastung oder erhöhtem Risiko früher und häufiger
Lungenkrebs:
Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer Vorsorgeuntersuchung für Raucher:
- Low-Dose-CT (Computertomografie): für starke oder ehemals starke Raucher ab ca. 50 Jahren; Kosten sind großteils privat zu tragen
Diese Empfehlungen können abhängig von persönlichen Risikofaktoren und familiären Vorbelastungen individuell angepasst werden – holen Sie dazu regelmäßig den Rat Ihres Hausarztes unter Berücksichtigung der neuesten Leitlinien ein!
Neuerkrankungen aus dem Jahr 2022 (aktuelle Krebsstatistik, Erhebungsstand Jänner 2024)
- Prostatakrebs 7.000
- Brustkrebs über 6.000
- Lungenkrebs 5.200
- Darmkrebs rund 4.500
Veranstaltungstipp
Klinikum-Wissensforum Fokus: Krebs
Bei der öffentlichen Gesundheitsveranstaltung „Wissensforum Fokus: Krebs“ präsentieren die Klinikum-Experten aktuelle Einblicke in Ursachen, Diagnostik und therapeutische Möglichkeiten der häufigsten Krebsarten. Zudem informieren Beratungsstellen und die Österreichische Krebshilfe Oberösterreich zu den Themen „Leben mit Krebs“, psychologischen Unterstützungsmöglichkeiten sowie dem Potenzial der richtigen Ernährung. Nach dem Vortragsprogramm stehen die Referenten für die individuellen Fragen und Anliegen der Besucher zur Verfügung.
Klinikum Wissensforum Fokus: Krebs
Wann: 25. September 2024, 18:00 Uhr
Wo: Festsaal, Klinikum Wels-Grieskirchen, Standort Wels
Mehr Infos zum Programm: www.klinikum-wegr.at
Das Klinikum Wels-Grieskirchen – www.klinikum-wegr.at
Das größte Ordensspital Österreichs ist eine Institution der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz und der Franziskanerinnen von Vöcklabruck. Mit 35 medizinischen Abteilungen, 1.251 Betten und rund 4.200 Mitarbeitern leistet das Klinikum Wels-Grieskirchen umfassende medizinische Versorgung in Oberösterreich. Der Gesundheitsversorger verzeichnet rund 65.000 stationäre Entlassungen jährlich. Aufgrund seiner zahlreichen Schwerpunkte und Kompetenzzentren bündelt das Klinikum fachübergreifendes Know-how und ermöglicht interdisziplinäre Diagnosen und Behandlungen zum Wohle der Patienten.
Pressekontakt Klinikum Wels-Grieskirchen
Mag. Kerstin Pindeus, MSc, MBA, A-4600 Wels, Grieskirchner Straße 42,
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