„Neue Spritze gegen Herzinfarkt“ gibt Schwerkrankem wieder Hoffnung
Zwei Herzinfarkte, ein Herzstillstand, zahlreiche Stents, ein neues Herz und eine wöchentliche Blutwäsche. Der Patient der Barmherzigen Brüder Linz hat bereits viel durchgemacht. Seit 2000 ist er regelmäßiger Gast im Krankenhaus. Seine Lipoprotein (a)-Werte sind extrem hoch und können nur mittels Blutwäsche behandelt werden. Nun gilt er als austherapiert, da aufgrund seiner fortschreitenden Gefäßerkrankung keine Blutwäsche mehr möglich ist. Am 9. Juli konnte er Dank eines neuen Medikaments neue Hoffnung schöpfen.
Lipoprotein (a) – Hoher Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen
Ein hoher Cholesterinspiegel zählt zu den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf Erkrankungen. Nicht nur hohe Werte des LDL-Cholesterins (LDL = Low Density Lipoprotein, kurz LDL-C) steigern dieses Risiko. Bereits seit den 1970er Jahren weiß die Medizin von einem ähnlich aggressiven Molekül im Körper – dem Lipoprotein (a), ein Fettstoffwechselparameter, der als starker Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen gilt. Rund 15 – 20 Prozent aller Österreicher sind davon betroffen. Extrem hohe Werte können derzeit nur mit einer Blutwäsche gesenkt werden (siehe Hintergrundinfo). Doch diese kann nicht bei jedem Patienten eingesetzt werden. Die Hoffnung liegt nun bei einem neuen Medikament.
Einzigartig in Österreich: drei Studien zu vielversprechendem Medikament
„In unserer Diabetes- und Stoffwechsel-Ambulanz haben wir 11 Patienten, die diese spezielle Blutwäsche benötigen. Der Betroffene ist einer von ihnen. Er hat bereits mehrere Herzinfarkte erlitten, mehrere Stents gesetzt bekommen und schlussendlich auch eine Herztransplantation benötigt. Leider sind aufgrund der Erkrankung seine Gefäße in einem Zustand, der eine weitere Blutwäsche unmöglich macht. Da bei uns einzigartig in Österreich gerade drei Studien zu einem neuen Medikament laufen, haben wir nun bei den Pharmafirmen angefragt, ob wir das in den Studien eingesetzte Medikament ausnahmsweise bereits bei diesem Patienten auch außerhalb der noch nicht abgeschlossenen Studien verwenden können. Eine der Firmen hat sich bereit erklärt, in einem sogenannten „Managed Access Program“ ihr Präparat für diesen Patienten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dies ist seine letzte Option“, erklärt Prim. Univ. Prof. Martin Clodi, Leiter der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz.
Medikament weltweit erstmalig eingesetzt
Am 9. Juli wurde das Medikament bei den Barmherzigen Brüdern Linz erstmalig weltweit eingesetzt. „Wir hoffen, dass es sehr effektiv ist und dass es diesem Patienten einen Benefit bringt und wir hoffen natürlich auch, dass die derzeit laufenden Studien positiv verlaufen“, so der Primar.
Auch der 59-jährige Linzer sieht positiv in die Zukunft: „Trotz Sport und gesunder Ernährung hatte ich 2000 meinen ersten Herzinfarkt, ich bekam mehrere Bypässe und 2022 ein neues Herz, trotzdem musste ich seit 2001 einmal in der Woche zur Blutwäsche. Ich hoffe sehr, dass das neue Medikament meine Gefäßerkrankung stoppt.“ Was wäre sein größter Wunsch? „Wenn die Therapie wirkt kann ich vielleicht wieder Ski fahren oder wenigstens wieder mit unserem Hund spazieren gehen.“
Hintergrundinfo:
Erhöhte Cholesterinwerte – im Speziellen das LDL-Cholesterin – sind extrem schädlich für die Gefäße. Bei der Therapie des LDL-Cholesterins konnte die Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte erreichen. Das Senken des LDL Cholesterins führt zu einer deutlichen Reduktion von Ereignissen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und weiteren Gefäßerkrankungen und damit auch zu einer Reduktion der Sterblichkeit. Zur LDL-Senkung gibt es mittlerweile seit mehreren Jahren verschiedene sehr gut etablierte Medikamente.
Es gibt jedoch ein ähnlich aggressives Molekül im Körper: das Lipoprotein (a). „Dieser Parameter wurde bisher nicht regelmäßig bestimmt, da wir einerseits noch zu wenig über seine gefäßschädigende Natur wussten und andererseits auch keine Medikamente zur Verfügung standen, mit denen man diesen Parameter behandeln könnte. Studien haben jedoch gezeigt, dass hohe Spiegel von Lipoprotein (a) ähnlich schädigend wirken wie das LDL-Cholesterin. Je höher der Lipoprotein (a) Wert ist, desto höher ist das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit zu bekommen und die Werte können leider nicht mit Sport oder einer Ernährungsumstellung gesenkt werden. Ich empfehle daher jedem dringend, so früh wie möglich seinen Lipoprotein (a)-Spiegel messen zu lassen. “, erklärt Primar Clodi. Eine einmalige Bestimmung reicht in der Regel aus, da dieser Wert genetisch vorgegeben ist und sich im Verlauf nicht wesentlich verändert.
Bei manchen Patienten ist das Lipoprotein(a) derart aggressiv, dass es bei diesen zu deutlich vorzeitigen Herz-Kreislauf-Ereignissen führt. Nur mit Hilfe einer Blutwäsche (Lipoprotein-Apherese, so eine Gefäßverengung bereits stattgefunden hat), die einmal pro Woche durchgeführt werden muss, können die Werte effektiv gesenkt werden. Die Barmherzigen Brüder Linz bieten diese seit Anfang der 2000er an.
Neue Medikamente könnten die Blutwäsche jedoch überflüssig machen. Bei den Barmherzigen Brüdern Linz laufen seit zwei Jahren drei verschiedene Studien mit Medikamenten, die den Lipoprotein (a)-Spiegel effizient senken können. Dabei werden Patienten und Patientinnen, die schon einen Herzinfarkt oder Schlaganfall (oder eine andere Gefäßerkrankung) haben, untersucht, ob die Senkung des Lipoprotein (a) einen Benefit bringt. Diese Medikamente müssen 2x im Monat bis 1x im halben Jahr mit einer Spritze verabreicht werden.
Über das Konventhospital Barmherzige Brüder Linz
Das Konventhospital Barmherzige Brüder Linz ist Teil einer der größten ordensgeführten Gesundheits- und Sozialeinrichtung der Welt. Die Standorte in Oberösterreich, darunter das Krankenhaus Barmherzige Brüder Linz, die Krankenhaus-Apotheke, die Augenoptik Barmherzige Brüder, das medizinische Laserzentrum sowie die Einrichtungen der „Lebenswelt“, sind eingebunden in innovative, kosteneffiziente Strukturen. Das Konventhospital betreut jährlich über 29.000 Patienten stationär und mehr als 115.000 ambulant. Regional hat sich das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder auf Spitzenmedizin in ausgewählten Schwerpunktbereichen spezialisiert:
- Augenheilkunde
- Geburtshilfe
- Gefäßchirurgie
- Innere Medizin
- Neurologie
- Sinnes- und Sprachneurologie
Über den Orden der Barmherzigen Brüder:
In der Österreichischen Ordensprovinz mit Standorten in Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei betreiben die Barmherzigen Brüder gemeinsam mit fast 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Voll- und Teilzeitbeschäftigung an 36 Standorten zwölf Krankenhäuser sowie zahlreiche weitere Sozial- und Gesundheitseinrichtungen wie Alten- und Pflegeheime, Lebenswelten für Menschen mit Behinderungen, eine Therapiestation für Drogenkranke, Hospize und Kureinrichtungen. Weltweit sind die Barmherzigen Brüder in 53 Staaten mit über 400 Einrichtungen vertreten.
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