Weihnachtszauber trotz Autismus
Lärm, Lichter, Menschenmengen: Für Menschen mit Autismus sind Routinen und Vorhersehbarkeit von großer Bedeutung. Die unvorhersehbaren Abläufe, das erhöhte soziale Miteinander und sensorische Überstimulation während der Weihnachtsfeiertage können daher ein Gefühl der Überforderung auslösen.
„Sensorische Überstimulation bedeutet, dass bestimmte Geräusche, Lichter oder Gerüche während der Weihnachtszeit sehr intensiv wahrgenommen werden. Das kann zu Reizüberflutung und emotionalen Zusammenbrüchen führen“, erklärt Dr. Daniel Holzinger und rät: „Eine Möglichkeit ist es, geeignete Rückzugsorte anzubieten. Das können ruhige Räume sein, in denen sich die Person zurückziehen und entspannen kann, um OverloadSituationen zu vermeiden. Es ist auch wichtig, im Vorfeld mit der Person zu sprechen und ihre Bedürfnisse und Grenzen zu berücksichtigen.“
Gewohnte Rituale gegen soziale Überfordung
In vielen Familien bedeutet Weihnachten auch das Treffen und Verbringen von Zeit mit Verwandten und Freunden. Für Menschen mit Autismus kann dies eine große soziale Herausforderung sein. Die Schwierigkeiten, Mimik, Gestik und nonverbale Botschaften zu verstehen, können zu Kommunikationsproblemen führen. Oft fühlen sich Menschen im Autismusspektrum unsicher und überfordert, was zu Rückzug und Isolation führt. „Geduld und Verständnis sind entscheidend. Direkte Kommunikation ist wichtig, um Wünsche und Erwartungen zu klären. Es kann auch helfen, gewohnte Rituale beizubehalten und Veränderungen zu vermeiden, wenn dies möglich ist. Ebenso ist es hilfreich, frühzeitig über mögliche Herausforderungen zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden“, rät der Autismus-Experte.
Traditionen und Bräuche bieten Struktur
Doch trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Aspekte. Weihnachten bringt auch besondere Bräuche und Traditionen mit sich, die eine Struktur bieten können, auf die Menschen mit Autismus gut reagieren. Das Aufstellen des Weihnachtsbaums, das Singen von Weihnachtsliedern oder das gemeinsame Dekorieren des Hauses sind Rituale, die Halt und Sicherheit geben können.
„Es ist von großer Bedeutung, das Verständnis und die Akzeptanz für Menschen mit Autismus in der Gesellschaft zu erhöhen. Indem wir uns ihrer besonderen Bedürfnisse bewusst werden und ihnen die nötige Unterstützung und den Raum geben, können wir dazu beitragen, dass sie die Weihnachtszeit im Kreise ihrer Lieben genauso genießen können wie jeder andere“, plädiert Holzinger für mehr Sensibilität und Einfühlungsvermögen. „Und nicht zuletzt“, so Holzinger, „ungeachtet ob nun neurotypisch oder neurodivers, der Grund von Weihnachten, nämlich dass Gott dem Menschen nahe kommt, ist über die biblische Geschichte von Jesu Geburt oft gut zu vermitteln.“
Tipps für eine autismusfreundliche Weihnachtszeit
Um die Weihnachtszeit für Menschen mit Autismus angenehmer zu gestalten, gibt es einige Dinge zu beachten:
- Vorbereitung: Sprechen Sie im Vorfeld über die weihnachtlichen Traditionen und Abläufe, um Überraschungen zu vermeiden. Verwenden Sie visuelle Unterstützung wie Kalender, Checklisten und Bilder, um den Zeitplan und die Erwartungen zu verdeutlichen.
- Struktur und Routine beibehalten: Menschen mit Autismus benötigen eine klare Struktur und vorhersehbare Abläufe. Versuchen Sie, die übliche Routine so weit wie möglich einzuhalten und Ankündigungen oder Veränderungen frühzeitig mitzuteilen.
- Sensible Sinnesreize: Manche Menschen mit Autismus sind empfindlicher gegenüber bestimmten Sinnesreizen wie Geräuschen, Lichtern oder Gerüchen. Achten Sie darauf, dass es während der Feierlichkeiten eine ruhige Ecke gibt, in der sich Ihr Kind zurückziehen kann, um Reize zu verarbeiten.
- Kommunikation anpassen: Es ist wichtig, eine klare und einfache Kommunikation für Menschen mit Autismus bereitzustellen. Verwenden Sie klare Anweisungen und visuelle Unterstützung wie Bilder oder Zeitpläne, um ihnen zu helfen, die Erwartungen und Abläufe der Weihnachtsaktivitäten zu verstehen.
- Sozialinteraktionen: Weihnachten ist oft eine Zeit, in der Menschen viel Zeit mit ihren Familien und Freunden verbringen. Für Menschen mit Autismus können soziale Interaktionen herausfordernd sein. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, wenn sie es brauchen, und respektieren Sie ihre Grenzen. Die Förderung von Aktivitäten, bei denen soziale Interaktionen nicht im Vordergrund stehen, wie Basteln oder gemeinsames Kochen, kann eine gute Alternative sein.
- Besondere Geschenke: Wählen Sie Geschenke, die den Interessen und Bedürfnissen Ihres Kindes entsprechen. Informieren Sie sich über mögliche Überreizungsfaktoren wie blinkende Lichter oder laute Geräusche und wählen Sie entsprechende Alternativen aus.
- Familienmitglieder informieren: Sprechen Sie mit Ihren Familienmitgliedern über Autismus und wie sie unterstützen können. Aufklärung und Verständnis helfen, ein inklusives Umfeld für Ihr Kind zu schaffen.
- Sensibilität bei Gästen: Informieren Sie Gäste über die besonderen Bedürfnisse der Person mit Autismus und bitten Sie um Verständnis und Rücksichtnahme. Geben Sie ihnen auch Tipps, wie sie am besten mit der Person interagieren können.
- Flexibilität üben: Weihnachten ist eine Zeit des Miteinanders, aber es ist auch wichtig, dass Sie auf die individuellen Bedürfnisse und Grenzen Ihres Kindes achten. Seien Sie flexibel und respektieren Sie, wenn Ihr Kind bestimmte Traditionen oder Aktivitäten nicht mitmachen möchte.
Über das Konventhospital Barmherzige Brüder Linz
Das Konventhospital Barmherzige Brüder Linz ist Teil einer der größten ordensgeführten Gesundheits- und Sozialeinrichtung der Welt. Die Standorte in Oberösterreich, darunter das Krankenhaus Barmherzige Brüder Linz, die Krankenhaus-Apotheke, die Augenoptik Barmherzige Brüder, das medizinische Laserzentrum sowie die Einrichtungen der „Lebenswelt“, sind eingebunden in innovative, kosteneffiziente Strukturen.
Das Konventhospital betreut jährlich über 29.000 Patienten stationär und mehr als 115.000 ambulant.
Regional hat sich das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder auf Spitzenmedizin in ausgewählten Schwerpunktbereichen spezialisiert:
- Augenheilkunde
- Geburtshilfe
- Gefäßchirurgie
- Innere Medizin
- Neurologie
- Sinnes- und Sprachneurologie
Über den Orden der Barmherzigen Brüder:
In der Österreichischen Ordensprovinz mit Standorten in Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei betreiben die Barmherzigen Brüder gemeinsam mit fast 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Voll- und Teilzeitbeschäftigung an 36 Standorten zwölf Krankenhäuser sowie zahlreiche weitere Sozial- und Gesundheitseinrichtungen wie Altenund Pflegeheime, Lebenswelten für Menschen mit Behinderungen, eine Therapiestation für Drogenkranke, Hospize und Kureinrichtungen. Weltweit sind die Barmherzigen Brüder in 53 Staaten mit über 400 Einrichtungen vertreten.
Priv.-Doz. Dr. Daniel Holzinger
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