Haus Barbara setzt einen Schwerpunkt auf das Lebenswelt-Konzept
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Dieser Satz von Cicerly Saunders beschreibt die grundsätzliche Haltung im Haus Barbara in Ottnang sehr gut. Für ältere Menschen ist der Gedanke, in ein „Pflegeheim“ zu ziehen und ihr vertrautes Zuhause zu verlassen, oft negativ behaftet, sogar traumatisch. Viele Menschen leiden unter den im Alter zunehmenden körperlichen und geistigen Einschränkungen und dem damit verbundenen Unterstützungsbedarf durch andere Menschen. Der Einzug in ein „Alten- und Pflegeheim“ kann sich wie ein kompletter Verlust der Selbstbestimmtheit anfühlen. Die Betroffenen und auch deren Angehörige leiden nicht selten unter diesen Umständen.
Subjektiv erlebte Abhängigkeit wirkt sich negativ aus
Bisher konzentrierte sich ein „Pflegeheim“ hauptsächlich auf die Pflegeprobleme seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Teilweise wurden den Bewohnerinnen und Bewohner im Alltag – im Glauben, etwas Gutes für sie zu tun – möglichst viel abgenommen. Wenn jedoch das Gefühl der Abhängigkeit steigt, verschlechtert sich die Eigenaktivität. Eine subjektiv erlebte Abhängigkeit wirkt sich negativ auf die psychische und physische Gesundheit aus.
Pflegerische Maßnahmen treten diskret in den Hintergrund
„Im Haus Barbara werden deshalb zwei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen wollen wir eine professionelle Pflege, die aber diskret ist. Zum anderen setzen wir den Schwerpunkt auf die soziale Situation der Ottnang, am 20. November 2023 Bewohnerinnen und Bewohner. Wir ermöglichen Teilhabe und Teilgabe im Alltag. Durch individuelle und gemeinsame Erfahrungen wird die Selbstwahrnehmung positiv gestärkt. Der Tag wird sinnerfüllt erlebt“, erklärt Deborah Neumüller, BA, MSc, Leiterin des Kompetenzfelds Seniorenarbeit und Qualitätssicherung bei den Alten- und Pflegeheimen der Franziskanerinnen von Vöcklabruck GmbH. Pflegerische Maßnahmen treten diskret in den Hintergrund, bleiben also privat, werden weniger sichtbar. Die sozial sinnhaften Aufgaben, die tagtäglich in jedem Haushalt zu erledigen sind, rücken im gemeinsamen Schaffen in den Vordergrund.
Vielfältige Möglichkeiten für die aktive Mitgestaltung
„Unsere Bewohnerinnen und Bewohner nehmen aktiv Einfluss auf ihre Tagesgestaltung. Das Personal schafft in neu gedachten Strukturen Möglichkeiten für ein sinngebendes Schaffen und motiviert Bewohnerinnen und Bewohner zur aktiven Mitgestaltung“, so Deborah Neumüller. Diese aktive Mitgestaltung reicht von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten (wie z.B. Wäsche aufhängen und zusammenlegen, Kochen oder die Möglichkeit jederzeit die Küche zu benutzen, sich das Mittagessen selbst zu nehmen, Staub zu wischen etc.) bis hin zur Möglichkeit sich, ohne an feste Zeiten gebunden zu sein, kreativ zu betätigen (z.B. Dekorieren, Singen, Musik hören etc.). Auch das Gefühl der „bloßen“ Teilhabe in der Gemeinschaft und das gegenseitige Zuhören und Helfen schafft Möglichketen, gemeinsam sinngebende Erfahrungen zu sammeln. Denn „sich nützlich machen ist lebensnotwendig“ (Karla Kämmer/Lebenswelt-Konzept).
Enge Zusammenarbeit zwischen Professionen sehr wichtig
Die Dynamik des Miteinanders wirkt sich nicht nur auf die Stimmung der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auf die Stimmung des gesamten Hauses aus. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Professionen ist sehr wichtig. Zum Beispiel mit der Küche: „Essen hält Leib und Seele zusammen“. Küchenchefin Daniela zaubert jeden Tag zwei Menüs aus hochwertigen, regionalen Produkten. Diese werden in ausgewählten Porzellan am Tisch hergerichtet. „Die Bewohnerinnen und Bewohner entscheiden, was sie essen möchten, wenn das Essen vor ihnen steht und dürfen es sich auch selbst nehmen oder es anderen Bewohnerinnen und Bewohner reichen, unterstützt durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ebenfalls am Mittagstisch sitzen“, sagt Anja Zimmermann, BA, zuständig für die „Koordination Wohnen“. „Das erhält die feinmotorischen Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner und stärkt das Gefühl der Gemeinschaft, in der sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bewohnerinnen und Bewohner auf Augenhöhe begegnen.“
Anja Zimmermann, BA, besetzt neue Stelle „Koordination Wohnen“
Für diesen wichtigen Umsetzungsprozess zu einem lebensweltorientiertem Wohnen und die weiterführende Implementierung wurde neben der Hausleitung (Astrid Rosner, BScN, MSc) und der Leitung des Betreuungs-und Pflegedienstes (DGKP Christoph Starl) extra eine neue Stelle geschaffen, die „Koordination Wohnen“. Diesen Posten bekleidet im Haus Barbara in Ottnang Anja Zimmermann, BA. Die Schwerpunkte der Koordination Wohnen mit der Grundlage des Lebenswelt-Konzepts liegen in der Förderung der individuellen Ressourcen der Bewohnerinnen und Bewohner, eingebettet im sozialen Kontext der Gemeinschaft.
Rücksprachehinweis:
Dr. Christian Huber
Tel.: 0676 4460026
E-Mail: christian.huber@khbr.a