Schlaganfall bei Frauen: Die Gefahr wird oft unterschätzt
Dass vorwiegend Männer einen Schlaganfall erleiden, ist ein – oft lebensbedrohlicher – Irrtum. Frauen mit Vorhofflimmern, Diabetes oder Bluthochdruck „trifft der Schlag“ deutlich öfter als Männer mit den gleichen Grunderkrankungen, ebenso Raucherinnen. Die Einnahme von Hormonen, zur Verhütung oder in den Wechseljahren, kann Schlaganfälle ebenfalls begünstigen. Das Risiko steigt auch rund um eine Geburt; bei Frauen, die in der Schwangerschaft Bluthochdruck entwickeln, bleibt die potenzielle Gefährdung sogar zeitlebens erhöht. Nicht zuletzt sind Frauen besonders betroffen, weil sie durchschnittlich älter werden als Männer und Schlaganfälle vorwiegend in höherem Alter auftreten.
Allgemein gilt: Wenn es zu einem sogenannten vaskulären Ereignis kommt, ist es bei Männern eher ein Herzinfarkt, bei Frauen hingegen ein Schlaganfall – wobei dieser nicht selten auch schwerer verläuft und stärkere dauerhafte Einschränkungen zur Folge hat als bei männlichen Patienten. Doch egal, ob Mann oder Frau: „Bei einem Schlaganfall geht es um jede Minute“, betont Prim. Univ. Prof. Dr. Andreas Kampfl, Leiter der Abteilung für Neurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.
Auch Erschöpfung kann Alarmzeichen sein
Entscheidend ist, die Warnsignale ernst zu nehmen und sofort zu handeln. „Klassische“ Alarmzeichen sind Sprach- und Sehstörungen, halbseitige Lähmungserscheinungen und Gleichgewichtsprobleme. Gerade Frauen entwickeln aber nicht selten andere Symptome, die im ersten Moment nicht unbedingt auf einen Schlaganfall hindeuten. Dazu zählen allgemeine Schwäche, Müdigkeit, Erschöpfung, Bewusstseinsstörungen, aber auch z. B. Harninkontinenz und diffuse Schmerzen.
Leider werden diese Symptome noch zu oft verkannt oder nicht ernst genommen. Dabei ist Tempo das Um und Auf: Wenn ein Blutgerinnsel eine Hirnarterie verstopft und dadurch den Schlaganfall auslöst, lässt es sich durch eine Lyse-Therapie auflösen. Wird damit in den ersten drei Stunden nach dem Ereignis begonnen, erhöht sich die Chance, ohne Behinderung zu überleben, um 75 Prozent. „Danach verschlechtern sich die Erfolgsaussichten massiv“, warnt 2/3 Prim. Kampfl: In jeder Minute, die ohne Behandlung verstreicht, altert das Gehirn um drei Wochen, pro Stunde also um dreieinhalb Jahre.
Rasche Behandlung auf der Stroke Unit
Die besten Chancen, zu überleben und ohne Folgeschäden davonzukommen, haben Patient*innen durch die rasche Behandlung in einer spezialisierten Spitalseinheit. Die Stroke Unit in Ried ist die einzige im Innviertel, rund 700 Patientinnen und Patienten wurden im Vorjahr hier versorgt. Sie ist in den Intensivverbund des Schwerpunktkrankenhauses integriert. Ein bestens eingespieltes, multiprofessionelles Team samt Fachärzt*innen für Neurologie und Innere Medizin steht rund um die Uhr bereit, um Verdachtsfälle mit modernster Diagnostik (MRAngiographie, CT, Ultraschall, Labor) abzuklären und bei Bedarf sofort mit der Akutbehandlung zu beginnen.
Vom Eintreffen bis zum Beginn der Therapie vergehen in der Rieder Stroke Unit keine 30 Minuten, damit ist sie die zweitschnellste in ganz Österreich.
Risiko lässt sich minimieren
Nicht jeder Schlaganfall lässt sich vermeiden, doch der Lebensstil spielt eine große Rolle. „Wer nicht raucht, regelmäßig körperlich aktiv ist, sich gesund ernährt, nur wenig Alkohol trinkt und seinen Body-Mass-Index unter 25 hält, kann das persönliche Schlaganfallrisiko um bis zu 80 Prozent senken“, unterstreicht Primar Kampfl. Das sollte Ansporn genug sein.
OA Dr. Klaus Altmann und Abteilungsleiter Prim. Univ. Prof. Dr. Andreas Kampfl auf der Stroke Unit.
Video zum Thema Schlaganfall
Bei einem Schlaganfall geht es um jede Minute. Die rasche Behandlung auf einer Stroke Unit erhöht entscheidend die Chance, zu überleben und ohne Folgeschäden davonzukommen. Welche Symptome ein erstes Warnsignal sein können und wie Betroffene diesen medizinischen Notfall erlebt haben erfahren Sie im folgenden Informationsvideo.
Blick ins Video: https://youtu.be/5qdPCrc4CYY
Podcast „G’sunde Viertelstunde“ – Folge zum Thema Schlaganfall
Viel mehr als nur ein „Schlagerl“. Jede*r vierte unserer Landsleute erleidet in seinem Leben einen Schlaganfall. Welche Symptome bei einem Schlaganfall auftreten, wie sehr man das landläufige „Schlagerl“ ernst nehmen sollte und warum es tatsächlich bei der Rettungskette um Minuten geht, erklärt Prim. Univ. Prof. Dr. Andreas Kampfl, Leiter der Abteilung Neurologie und der Stroke Unit im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.
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Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
Das Schwerpunktspital des Innviertels umfasst 18 medizinische Abteilungen und Institute. Fachliche Schwerpunkte werden in den Bereichen Onkologie, Neurologie, Orthopädie und Gefäßmedizin gesetzt. Rund 1.700 Mitarbeitende kümmern sich ganzheitlich um die gesundheitlichen Bedürfnisse von jährlich mehr als 122.000 stationären und ambulanten Patient*innen. www.bhs-ried.at
Ordensklinikum Innviertel
Unter dem gemeinsamen Dach der Ordensklinikum Innviertel Holding GmbH bündeln das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried und das Krankenhaus St. Josef Braunau Kompetenz und Ressourcen für eine qualitätsvolle, wohnortnahe Gesundheitsversorgung der gesamten Region. Das Ordensklinikum Innviertel ist im Eigentum der Franziskanerinnen von Vöcklabruck und der Vinzenz Gruppe.