Wenn der Darm Probleme macht: Nicht zu lang selbst „herumdoktern“
Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Durchfall oder auch Verstopfung: Gerät die Verdauung aus dem Lot, ist das Wohlbefinden schwer beeinträchtigt. Abhilfe versprechen sich Betroffene oft von Präparaten oder Nahrungsergänzungsmitteln, die die Darmflora fördern bzw. aufbauen sollen. Rund 100 Billionen (!) Bakterien, tausende verschiedene Arten bevölkern den menschlichen Darm, und ihr Job ist nicht bloß die Verdauung. Sie haben auch Einfluss auf die Immunabwehr, und es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass sie eine Rolle bei unterschiedlichsten Erkrankungen spielen, von Allergien und Diabetes bis zu Schlaganfällen und Multipler Sklerose. Selbst Depressionen und andere psychische Krankheitsbilder werden in diesem Zusammenhang diskutiert.
Nicht ohne ausgewogene Ernährung
Dass manche dieser Präparate durchaus gute Wirkung zeigen, bestätigt Dr. Hermann Mayr. Der Oberarzt in der Abteilung für Innere Medizin I am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried verweist jedoch darauf, dass der erste Schritt zu einer guten Verdauung stets eine ausgewogene Ernährung ist: viele Ballaststoffe, wenig Zucker, wenig Fett. Er rät nicht grundsätzlich davon ab, bei Darmbeschwerden Probiotika oder ähnliche Mittel einzunehmen – allerdings mit einem großen Aber: „Wenn die Beschwerden zwei, drei Wochen unverändert fortdauern, muss mit der Selbstbehandlung Schluss sein. Dann gehört das unbedingt fachgerecht abgeklärt“, betont der erfahrene Internist.
Im Innviertler Schwerpunktkrankenhaus steht dazu eine umfangreiche Diagnostik zur Verfügung: modernste bildgebende Verfahren (CT, MR etc.), Labor- und Gewebsuntersuchungen sowie zahlreiche endoskopische Maßnahmen wie Koloskopie (Dickdarmspiegelung), Gastroskopie (Magenspiegelung) und Enteroskopie (Dünndarmspiegelung). Zur noch gezielteren Abklärung dient u. a. die Kapsel-Endoskopie, bei der eine winzige Kamera nach dem Verschlucken auf eine zwei- bis dreitägige Reise durch den Darm geht. Auch zahlreiche funktionelle Untersuchungen des Verdauungstrakts werden im Krankenhaus angeboten, wie Atemlufttests, Druckmessungen und Säuremessungen im oberen Magen-Darm-Trakt.
Vorsorge: Aufholbedarf nach der Pandemie
Doch auch wenn der Darm keine Probleme macht, ist man gut beraten, das Thema Darmgesundheit ernst zu nehmen: Eine jährliche Untersuchung, z. B. beim Hausarzt, auf verstecktes Blut im Stuhl und ab dem 50. Lebensjahr eine Vorsorge-Koloskopie können Leben retten, denn Darmkrebs entwickelt sich anfangs oft ohne auffällige Symptome. Bei der Koloskopie können bereits mögliche Vorstufen als Wucherungen in der Darmschleimhaut erkannt und auch gleich entfernt werden. So lässt sich die Entstehung von Darmkrebs effektiv verhindern.
Die Untersuchung erfolgt im Krankenhaus Ried durch speziell ausgebildete Fachärzt*innen, die Abteilung ist nach den Richtlinien der „Sanften Koloskopie“ zertifiziert. „Leider haben wir während der Corona-Pandemie gesehen, dass diese wichtige Präventionsmaßnahme weniger in Anspruch genommen wurde. Das sollte sich nun wieder normalisieren“, sagt Oberarzt Mayr. Nicht immer darf damit bis 50 gewartet werden: Gibt es in der Familie bereits Fälle von Darmkrebs, sollte die Vorsorge der Angehörigen schon zehn Jahre vor jenem Lebensalter beginnen, in dem das Familienmitglied erkrankt ist.
10 Jahre Darmgesundheitszentrum
Patient*innen, bei denen tatsächlich Darmkrebs auftritt, werden im Innviertler Schwerpunktspital in einem eigenen Darmgesundheitszentrum (DGZ) behandelt. Diese Einrichtung bündelt seit nunmehr zehn Jahren die Expertise mehrerer medizinischer Fachgebiete, von Innerer Medizin und Chirurgie bis zu psychoonkologischer Betreuung und Rehabilitation. Die abgestimmte, interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht individualisierte Therapien nach neuesten Standards, vielfach in Kombination von Operation und Chemotherapie, sowie umfassende Nachsorge. Für allenfalls erforderliche Strahlentherapien stehen Partnereinrichtungen in Linz, Vöcklabruck und Passau zur Verfügung. Ansprechpartner im DGZ sind Oberarzt Dr. Peter Adelsgruber (Chirurgie) und Oberarzt Dr. Hermann Mayr.
„Die bestmögliche Versorgung von Krebspatient*innen in der Region Innviertel zählt zu den zentralen Aufgaben unseres Hauses. Das Darmgesundheitszentrum ist seit seiner Einführung im Jahr 2013 eine wichtige Säule dieser onkologischen Kompetenz“, erklärt Dr. Johannes Huber, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried.
OA Dr. Peter Adelsgruber und OA Dr. Hermann Mayr (v.l.n.r.) bei der Untersuchung im Darmgesundheitszentrum (DGZ).
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Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
Das Schwerpunktspital des Innviertels umfasst 18 medizinische Abteilungen und Institute. Fachliche Schwerpunkte werden in den Bereichen Onkologie, Neurologie, Orthopädie und Gefäßmedizin gesetzt. Rund 1.700 Mitarbeitende kümmern sich ganzheitlich um die gesundheitlichen Bedürfnisse von jährlich mehr als 122.000 stationären und ambulanten Patient*innen.
Ordensklinikum Innviertel
Unter dem gemeinsamen Dach der Ordensklinikum Innviertel Holding GmbH bündeln das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried und das Krankenhaus St. Josef Braunau Kompetenz und Ressourcen für eine qualitätsvolle, wohnortnahe Gesundheitsversorgung der gesamten Region. Das Ordensklinikum Innviertel ist im Eigentum der Franziskanerinnen von Vöcklabruck und der Vinzenz Gruppe.