Erstes interdisziplinäres Zentrum für Infektionsmedizin und Mikrobiologie in Österreich am Ordensklinikum Linz
Infektionen gehören zu den drei häufigsten Todesursachen: Jährlich versterben rund 70.000 Menschen in Deutschland an einer tödlichen Infektion. Auch in Österreich ist die Lungenentzündung, um nur ein Beispiel zu nennen, neben Herzinfarkt und Krebs die dritthäufigste Todesursache. Die demographische Entwicklung verschärft die Problematik. Eine immer älter werdende Bevölkerung mit laufend schwächer werdendem Immunsystem, immer komplexeren medizinischen Eingriffen und immunsuppressiven Therapien trägt dazu bei, dass Krankheitserreger mehr denn je auf dafür „anfällige“ Patient*innengruppen, sogenannte „Risikogruppen“, treffen und schwere Krankheitsverläufe auslösen. Neben der zunehmenden Herausforderung durch multiresistente Bakterien in allen medizinischen Bereichen, haben gerade die Jahre der Pandemie in Linz, 19.01.2023 Ordensklinikum Linz – Onkologisches Leitspital Oberösterreich 2/6 aller Dramatik und Deutlichkeit das Potenzial von Infektionen durch „neue“ Erreger gezeigt.
„Der Aufbau eines interdisziplinären Zentrums für Infektionsmedizin und Mikrobiologie war am Ordensklinikum Linz bereits vor der Pandemie in Planung und wurde nun, basierend auch auf den Erfahrungen während der Pandemie, schnellstmöglich umgesetzt“, so der medizinische Geschäftsführer Dr. Stefan Meusburger. Das Ordensklinikum Linz fördert und stärkt somit den interdisziplinären, multidisziplinären und Standort übergreifenden Grundgedanken, Infektionsmedizin gemeinsam zu betreiben. Dies geschieht durch den Austausch von Fachwissen und die Zusammenarbeit aller medizinischen Disziplinen im Sinne einer bestmöglichen Patient*innenbetreuung.
Das interdisziplinäre Zentrum für Infektionsmedizin und Mikrobiologie (iZIM) bildet dabei die zentrale fachliche und organisatorische Drehscheibe für Infektionsmedizin im Ordensklinikum Linz und beschäftigt sich rund um die Thematik Infektionen mit allen zugehörigen Aspekten: Prophylaxe, Diagnostik und Abklärung, Therapie, Nachsorge und Infektionskontrolle. Geleitet wird das Zentrum von Prim.a Univ.-Prof.in Dr.in Petra Apfalter, DTMH.
„Als Oberösterreichs onkologisches Leitspital betreuen wir viele Patient*innen mit geschwächter Immunabwehr, die besonders infektionsgefährdet sind. Diese benötigen, um ihre Grundkrankheit zu bewältigen, auch eine herausragende Expertise auf dem Gebiet der Mikrobiologie und Infektionsmedizin“, sagt Mag.a Dr.in Elisabeth Bräutigam, Ärztliche Direktorin am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. „Um die Ziele des Zentrums umzusetzen, sind deshalb fächerübergeifend alle Abteilungen des Ordensklinikums als Zentrumspartner mit eingebunden.“
„Das Zentrum bringt die mikrobiologische Diagnostik und Therapie interdisziplinär von ambulant bis stationär unter ein Dach. Spezialist*innen aus dem Fachgebiet der klinischen Mikrobiologie und Hygiene arbeiten strukturiert mit anderen medizinischen Spezialist*innen und Sonderfächern zusammen und optimieren somit auch die Patient*innensicherheit bei Infektionen aller Art. Zudem wird die Arbeit des Zentrums durch ein Linz, 19.01.2023 Ordensklinikum Linz – Onkologisches Leitspital Oberösterreich 3/6 zertifiziertes mikrobiologisches Labor mit komplettem diagnostischen Leistungsspektrum unterstützt“, erklärt Dr. Michael Girschikofsky, Ärztlicher Direktor am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. „Dies hat den Vorteil, dass der klinische Kontext in direktem Bezug zur Analytik und der Interpretation der Befunde steht und diese nicht getrennt voneinander betrachtet werden.“
„Am Beispiel der SARS-CoV-2-Pandemie wird sehr klar, welche Dimension ein reibungsloses Zusammenspiel von abgestimmtem Krankenhausmanagement, mikrobiologischer Diagnostik, Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle hat“, sagt Prim.a Univ.-Prof.in Dr.in Petra Apfalter, Leiterin des Institutes für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin am Ordensklinikum Linz. „Das Zentrum sieht sich als starker und erfahrener mikrobiologischer Partner, der nicht nur Befunde liefert, sondern garantiert, dass der richtige Test bei den richtigen Patient*innen zur richtigen Zeit zur Anwendung kommt.“
„Das iZIM steht für einen transparenten Zugang für Zuweiser*innen und Patient*innen – akut oder geplant - mit seltenen Infektionen bis hin zum Intensivfall, inklusive Spezialambulanzen wie der Impfambulanz oder der Ambulanz für Reiserückkehrer“, ergänzt Geschäftsführer Dr. Meusburger.
Die Schwerpunkte des Zentrums
- Infektionsmedizinische Diagnostik
- iZIM-Spezialambulanzen für Infektionsmedizin
- Skalierbares Bettenkonzept auf Basis von 4 Hygienestufen
- Infektionsmedizinischer Konsiliardienst
- Interdisziplinäres infektiologisches Board
- Konsolidierte Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle
- Antimicrobial Stewardship (ABS)
- Nationales Referenzzentrum für antimikrobielle Resistenzen
Aufbau des iZIM
1. Die Zentrumspartner
Alle Abteilungen des Ordensklinikum Linz sind als Zentrumspartner mit eingebunden.
2. iZIM-Spezialambulanzen für Infektionsmedizin
In den iZIM-Spezialambulanzen für Infektionsmedizin werden medizinische Beratung, Diagnostik und Behandlung von Infektionserkrankungen auf Terminbasis durchgeführt.
Spezialambulanzen:
- Allgemeine infektionsmedizinische Ambulanz
- Ambulanz für Erkrankungen durch Borrelien
- Ambulanz für Impfempfehlungen für immunsupprimierte Patient*innen
3. Skalierbares Bettenkonzept auf Basis von vier Hygienestufen
Die Bettenbelegung von infektiösen Patient*innen wird durch ein in skalierbares Bettenkonzept geregelt.
4. Infektionsmedizinische Diagnostik
Die Leistungen im Bereich der mikrobiologischen Diagnostik werden durch die analyse BioLab GmbH erbracht. Sie unterstützt mit ihren hochwertigen Leistungen alle klini- Linz, 19.01.2023 Ordensklinikum Linz – Onkologisches Leitspital Oberösterreich 5/6 schen Abteilungen am Ordensklinikum Linz, ebenso wie zahlreiche weitere renommierte Krankenanstalten, niedergelassene Labors, Ärzt*innen und Industriebetriebe in Österreich.
5. Infektionsmedizinischer Konsiliardienst
Innerhalb des Ordensklinikums werden die Konsile über das interne Krankenhausinformatotionssystem angefordert. Externe Partner*innen können sich mit dem iZIMSekretariat in Verbindung setzen.
6. Interdisziplinäres infektiologisches Board
Patient*innen mit komplexen klinischen Bildern, bei denen auch eine Infektion als Differenzialdiagnose in Betracht kommt, können im Ordensklinikum Linz interdisziplinär vorgestellt werden. Ziel ist es, Patient*innen die bestmögliche Behandlung teilwerden zu lassen und den Austausch von Fachwissen und die Zusammenarbeit im Sinne der Patient*innen zu stärken.
7. Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle
Der Aufgabenbereich umfasst verschiedenste Servicefunktionen. Dazu gehören unter anderem Beratungs-, Fortbildungs- und Überwachungstätigkeiten ebenso wie die Koordination und Organisation aller Hygieneaktivitäten im Haus. Zudem sorgt die Krankenhaushygiene für die Qualitätssicherung der Strukturen und Abläufe der Hygienearbeit. Im Rahmen des iZIM wird es künftig einen regelmäßigen Austausch der beiden Hygieneteams der Standorte geben sowie eine Hygienekommission mit der Ärztlichen Direktion.
8. Antimicrobial Stewardship (ABS)
Das ABS-Team am Ordensklinikum Linz verpflichtet sich den Zielen eines rationalen Einsatzes von Antiinfektiva nachzukommen. Ziel des ABS-Teams ist die kontinuierliche Verbesserung der Qualität der Verordnung von Antiinfektiva. Linz, 19.01.2023 Ordensklinikum Linz – Onkologisches Leitspital Oberösterreich 6/6 Aus diesem Grund gibt es im Ordensklinikum Linz ein ABS-Kernteam und darüber hinaus auf allen Abteilungen ABS-Ansprechpartner*innen.
9. Nationales Referenzzentrum für antimikrobielle Resistenzen
Das Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin (IHMT) des Ordensklinikum Linz Elisabethinen führt im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) das nationale Referenzzentrum für antimikrobielle Resistenzen (NRZ). (www.referenzzentrum.at) Der Schwerpunkt im NRZ liegt im Bereich der Antibiotikaresistenzen, Austestung und Surveillance. Darüber hinaus ist „Alles rund um das Antibiogramm“ ein vordergründiges Anliegen.
Das NRZ koordiniert nationale und internationale Projekte zur Antibiotikaresistenz im Auftrag des Bundesministeriums für Österreich. Neben dem jährlich verfassten und veröffentlichten österreichischen Resistenzbericht AURES erstellt das NRZ Vorgehensweisen und Regeln zur Austestung von Resistenzmechanismen. Bei unklaren oder auffälligen Bakterienisolaten senden mikrobiologische Labore aus ganz Österreich diese an das NRZ zur endgültigen Abklärung.
Rückfragehinweis für Journalist*innen:
Karin Mühlberger
karin.muehlberger@ordensklinikum.at
+43 (732) 7677 – 2246
+43 (664) 8828 153