Maßgefertigte Prothese schützt vor dem Platzen der Bauchschlagader
An Schwachstellen der Gefäßwände können in der Bauchschlagader (Aorta) sackförmige Ausbuchtungen entstehen. Männer, besonders über 65 Jahren, sind davon sechsmal häufiger betroffen als Frauen. Ein solches Aneurysma kann sich vergrößern, ohne dass die Betroffenen etwas davon merken, und im schlimmsten Fall platzen. Überschreitet das Aneurysma eine Größe von 5 bis 5,5 cm, steigt das Risiko einer – oftmals tödlichen – inneren Blutung massiv.
Um das zu verhindern, werden vorbeugend sogenannte „Stentgrafts“ (Gefäßprothesen) mittels Katheter über die Leistenarterie in die Aorta eingesetzt. Bestimmte Aneurysmen können jedoch wegen ihrer anatomischen Lage nicht mit herkömmlichen Stentgrafts behandelt werden. Hier blieb bisher, wenn überhaupt, die offene Bauchoperation die einzige therapeutische Option.
Maßanfertigung und Millimeterarbeit
In Oberösterreich bietet das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, als einzige Klinik außerhalb des Zentralraums, in solchen Fällen nun auch die Behandlung mit einer fenestrierten Aortenprothese (fEVAR) an. Dabei kommt ein Stentgraft zum Einsatz, der Aussparungen („Fenster“) für eine oder mehrere Arterien aufweist, die in diesem Bereich von der Aorta abzweigen. Die genaue Lage dieser Abgänge ist von Mensch zu Mensch verschieden, die Aussparungen müssen jedoch äußerst exakt passen.
Daher erfordern fEVAR-Behandlungen eine umfangreiche Vorbereitung: Die Aorta wird per Computertomografie exakt vermessen, und im 3-D-Drucker entsteht ein Modell, ehe die Prothese in Handarbeit hergestellt wird – jede einzelne eine Maßanfertigung. Über die Leistenarterien wird der gefensterte Stentgraft millimetergenau in der Aorta platziert, und durch die Öffnungen werden weitere, kleinere Stentgrafts in die abgehenden Arterien gesetzt.
„Wir haben in den letzten Monaten bereits zwei Patienten im Alter von 66 und 76 Jahren erfolgreich mit einer fenestrierten Aortenprothese versorgt“, berichtet Prim. Doz. Dr. Claus Kölblinger, der Leiter des Instituts für Radiologie. Insgesamt wurden im Krankenhaus Ried heuer von Jänner bis September bereits 22 Stentgraft-Implantationen in die Aorta durchgeführt.
Lebensrettender Eingriff auf neuem Level
Mit hoher Expertise im Bereich der interventionellen Radiologie, leistungsfähiger Bildgebung und kompetenter Gefäßchirurgie als Back-Up verfügt das Innviertler Schwerpunktkrankenhaus über die nötigen Voraussetzungen für diesen anspruchsvollen minimal-invasiven Eingriff. Er bringt gerade bei älteren Patientinnen und Patienten, die nicht selten auch andere Erkrankungen aufweisen, deutliche Vorteile gegenüber der offenen Operation: Es sind keine großen Schnitte notwendig, das bedeutet mehr Sicherheit, weniger Schmerzen und kürzere Aufenthaltsdauer.
„Durch dieses Verfahren können wir im interdisziplinären Gefäßzentrum unseres Krankenhauses das Leistungsspektrum für die Menschen im Innviertel nochmals deutlich erweitern“, unterstreicht der Ärztliche Direktor Dr. Johannes Huber.
Prim. Doz. Dr. Claus Kölblinger
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Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
Das Schwerpunktspital des Innviertels umfasst 18 medizinische Abteilungen und Institute. Fachliche Schwerpunkte werden in den Bereichen Onkologie, Neurologie, Orthopädie und Gefäßmedizin gesetzt. Rund 1.600 Mitarbeitende kümmern sich ganzheitlich um die gesundheitlichen Bedürfnisse von jährlich mehr als 122.000 stationären und ambulanten Patient*innen.
Ordensklinikum Innviertel
Unter dem gemeinsamen Dach der Ordensklinikum Innviertel Holding GmbH bündeln das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried und das Krankenhaus St. Josef Braunau Kompetenz und Ressourcen für eine qualitätsvolle, wohnortnahe Gesundheitsversorgung der gesamten Region. Das Ordensklinikum Innviertel ist im Eigentum der Vinzenz Gruppe und der Franziskanerinnen von Vöcklabruck.