Ordensklinikum Linz hält Krebsversorgung auch während Corona in vollem Umfang aufrecht
„Wir arbeiten für ein großes Ziel: Dafür, dass die Menschen in unserem Land gesund und gut leben können. Heute – und bis ins hohe Alter. Wir arbeiten dafür, dass die oberösterreichische Gesundheitsversorgung gut und stark bleibt. Und wir wollen in unserer Arbeit zwei Seiten zusammenbringen. Zwei Seiten, die uns noch nie so bewusst waren wie heute und die noch nie so wichtig waren wie bei Corona oder Krebs. Wir wollen, dass das Land mit seinen Einrichtungen hilft – und dass der Einzelne sich selber gesund halten kann. Denn Versorgung durch das Land und Vorsorge durch jeden von uns gehören in Oberösterreich zusammen“, betont Gesundheitsreferentin LHStellvertreterin Christine Haberlander und führt weiter aus: „Gerade in Zeiten von Corona liegt es an uns allen, dass wir uns bewusst schützen. Schützen bedeutet hier, sich impfen zu lassen um schwere Verläufe zu verhindern oder durch FFP2-Maske tragen einer Infektion von vornherein zu vermeiden. Schützen bedeutet aber auch, Vorsorgeuntersuchungen ernst zu nehmen um mögliche Erkrankungen, etwa Krebs, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Genau hier setzt die Versorgung des Landes an, gerade in Hinblick auf die zunehmende Komplexität der Behandlung von Krebserkrankungen braucht es neue Wege der Zusammenarbeit zwischen den Spitälern. Daher wurde das Tumorzentrum ins Leben gerufen, um Expertisen zu bündeln und die beste Versorgung für Krebspatientinnen und -patienten in Oberösterreich zu bieten. Dieses wird stetig erweitert, um das Ziel zu erreichen, dass Oberösterreich zu einem europäischen Vorzeigebeispiel für Krebsbekämpfung wird. In diesem Sinn möchte ich mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ordensklinikum Linz bedanken, die stets auch in Zeiten von Corona die Versorgung Krebspatientinnen und -patienten in Oberösterreich aufrecht erhielten.“
Krebsneuerkrankungen im Ordensklinikum Linz in Zeiten der Pandemie
Im Jahr 2019 wurden an Oberösterreichs Onkologischem Leitspital 3080 Patient*innen mit der Erstdiagnose einer bösartigen Krebserkrankung behandelt. Das sind etwa ein Drittel aller Krebsneuerkrankungen in Oberösterreich. Diese Zahl blieb im ersten Corona-Jahr nahezu gleich (3272 Patient*innen). „Die Sorge, dass sich wegen Corona weniger Patient*innen ins Spital zur Abklärung einer Krebserkrankung überweisen lassen hat sich – nach einem anfänglichen Rückgang der Zahlen in den Monaten April bis Juni – Gott sei Dank nicht bestätigt“, so Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann, Leiter des Zentrums für Tumorerkrankungen am Ordensklinikum Linz und Leiter des Tumorzentrums Oberösterreich.
Blut- und Lymphknotenkrebs machen etwa 10 Prozent aller Krebserkrankungen aus. Bei diesen Erkrankungen gibt es keine sinnvolle Vorsorgeuntersuchung: die Patient*innen kommen aufgrund von allgemeinen Beschwerden wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust über den Hausarzt ins Spital. Im Jahr 2019 und 2020 wurden im Ordensklinikum 328 bzw. 310 Patient*innen mit einer solchen Krebsdiagnose therapiert.
Anhand dieser Zahlen kann man erkennen, dass die Erkennung und frühzeitige Überweisung aus dem hausärztlichen Bereich an das Ordensklinikum trotz Pandemie hervorragend funktioniert hat. Gleiche Daten finden sich für alle anderen Tumore, bei denen es keine Früherkennung gibt wie Lungenkrebs, Magenkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Anders die Situation bei Tumoren, bei denen es die Möglichkeit einer Vorsorge- bzw. Früherkennungsuntersuchung im extramuralen Bereich gibt.
An das Brustgesundheitszentrum im Ordensklinikum wurden in den Monaten April bis Mai 23 Patient*innen weniger überwiesen als im Vergleichszeitraum 2019. Glücklicherweise kam es ab Juli zu einem „Aufholen“ der Neuerkrankungen: bis Jahresende war die Anzahl der neu diagnostizierten Patient*Innen mit Brustkrebs wieder auf dem Vorjahresniveau (n=310). Beim Brustkrebs kann man insgesamt festhalten, dass es bei 7,5 Prozent der Betroffenen zu einer verzögerten Diagnose gekommen ist.
Bei den allermeisten Betroffenen wird eine Verzögerung der Mammographie um zwei bis drei Monate nur einen geringen Einfluss auf die Heilungschance gehabt haben. Nur in Einzelfällen, das heißt Patient*innen mit einer Verzögerung der Routinemammographie um mehr als zwei bis drei Monate und einer aggressiven Tumorbiologie, also einem schnell wachsenden Tumor, kann die Verzögerung der Diagnose auch eine schlechtere Prognose bedeutet haben.
Bei Prostatakrebs, der häufigsten Krebserkrankung überhaupt, sind die Kurven der Patienten mit Neudiagnose über die Monate in den Jahren 2019 und 2020 nahezu deckungsgleich: anders als beim vorübergehenden Stopp des nationalen BrustkrebsFrüherkennungsprogramms haben hier die niedergelassenen Urologen ihre Patienten weiter untersucht und bei Notwendigkeit zur weiteren Diagnostik und Therapie ins Prostatakrebszentrum des Ordensklinikums überwiesen (2019: 648 Patienten, 2020: 692 Patienten).
„Für das Ordensklinikum Linz kann man festhalten, dass die Gesamtzahl der Patienten mit der Neudiagnose einer Krebsneuerkrankung im ersten Pandemiejahr nicht abgenommen hat und dass die Verteilung der Patient*Innen in die verschiedenen Tumorstadien für die verschiedenen Erkrankungen ident geblieben ist. Aufgrund der Zahlen kann man rückblickend guten Gewissens behaupten, dass die niedergelassenen Ärzt*Innen trotz der Belastungen durch die Pandemie ihre Aufgabe nicht vernachlässigt haben, in ihren Praxen die Patient*Innen zu identifizieren, die eine mögliche Krebserkrankung haben und eine weiterführenden Diagnostik benötigen“, so Univ.-Doz. Dr. Weltermann.
Risikoadaptierte Schutzmaßnahmen
Die Daten aus anderen Ländern ließen große Befürchtungen aufkommen, ob man die Krebsbehandlung in der gewohnt hohen Qualität durchführen kann. Belegte Intensivbetten durch Covid-19 infizierte Patient*innen, Überlastung des Personals im Spital und die große Sorge um eine erhöhte Infektanfälligkeit durch die Krebsbehandlung standen anfänglich im Fokus. Sehr früh wurde aus anderen Ländern berichtet, dass die Sterblichkeit von ungeimpften Krebspatient*innen mit Covid-19-Infektion doppelt so hoch ist wie die Gesunden.
Daher war vor allem die erste Phase der Pandemie geprägt von der Unsicherheit, ob man die Versorgung der Patient*innen mit Krebsneuerkrankung, aber auch derer mit bereits laufender Therapie in der gewohnt hohen Qualität und notwendigen Intensität aufrecht halten kann. Um dies zu gewährleisten wurden am Ordensklinikum Linz eigene Hygienekonzepte entwickelt. Zudem wurde in den Tumorboards immer überlegt, ob es für den einzelnen Patienten ein spezielles Corona-Vorsorge-Programm braucht.
Durch dieses Konzept war eine Behandlung der besonders vulnerablen Patient*innen unter sicheren Umständen möglich. Um dem Auftrag als Onkologisches Leitspital nachzukommen, hat das Ordensklinikum große Anstrengungen unternommen, um im sensiblen Bereich der Krebserkrankungen keine – wie in anderen Bereichen – Behandlungen absagen, beziehungsweise verschieben zu müssen, was meist zu einer Verschlechterung der Gesamtprognose von Krebspatienten geführt hätte. Die vulnerabelste Gruppe waren und sind Patient*innen mit hämatologischen Erkrankungen wie Akute Leukämie, Lymphknotenkrebs oder Multiples Myelom, deren Immunsystem durch die Erkrankung und Therapie besonders anfällig für eine schwere Covid-19 Infektion sind. Während in anderen europäischen Ländern die Zahl der Stammzelltransplantationen um 8 Prozent abgenommen hat, konnten am Ordensklinikum Linz die kurative Therapie mit einem speziellen Schutzkonzept in gleicher Frequenz wie im Vorjahr durchgeführt werden (2019: 123 Patient*innen, 2020: 130 Patient*innen). Um die Patienten nicht zu gefährden, wurde folgende Maßnahmen gesetzt:
- Spender-Backup (falls 1. Spender aufgrund Covid-19 Infektion ausfällt)
- Umfeld des Patienten über den besonderen Nutzen der Impfung informieren und impfen
- 2 Wochen freiwillige Selbstquarantäne der Patient*In vor geplanter Aufnahme
- Ca 200 SCT-Patienten im Haus mehrfach geimpft
- Spezielle Medikamente zum Schutz vor einem schweren Covid-19 Krankheitsverlauf vorbeugend verabreicht
Da Krebspatient*innen zu einer besonders gefährdeten Risikogruppe zählen, wenn sie an Corona erkranken, waren diese Schutzmaßnahmen mit einem erhöhten Mehraufwand verbunden – sowohl für Ärzt*innen als auch für das Pflegepersonal. „Als onkologisches Leitspital in Oberösterreich haben wir unsere Aufgabe in der Versorgung von Krebspatient*innen und die damit verbundene Verantwortung von Beginn der Pandemie an sehr ernst genommen. Trotz der zusätzlichen Belastung durch die Versorgung von Covid-Patient*innen ist es – dank des enormen Engagements unserer Mitarbeiter*innen – gelungen, die Versorgung auch unter sichersten Bedingungen zu gewährleisten“, so Dr. Michael Girschikofsky, Ärztlicher Direktor am Standort Elisabethinen.
Operationen und medikamentöse Therapien wurden nicht verschoben
„Gerade nach der Schockdiagnose Krebs ist es wichtig, den Patient*innen die Sicherheit zu geben, dass sie rasch behandelt werden, dass sie nicht warten müssen und Angst haben müssen, dass sich ihre Heilungschancen verschlechtern. Durch flexibles Handeln und der Bereitschaft unserer Mitarbeiter*innen, sich über das übliche Maß hinaus zu engagieren, ist es uns gelungen, dass alle Operationen durchgeführt werden konnten“, so der Ärztliche Direktor Dr. Girschikofsky. Ein gutes Maß hierfür ist die Zeit zwischen Tumordiagnose und Tumoroperation.
Im Jahr 2020 wurden im Ordensklinikum Linz 1.551 Krebsoperationen bei den neu diagnostizierten Patient*innen durchgeführt – ein etwas höherer Wert als 2019 (1.452 Krebsoperationen). Durch eine entsprechende Priorisierung der Patient*innen und Organisation (Intensivbetten, …) konnte die Wartezeit von Diagnosestellung auf die Krebsoperation gleich gehalten werden. Zur Schaffung ausreichender OP-Kapazitäten für Krebsoperationen wurden beispielsweise gynäkologische Eingriffe, wann immer möglich, tagesklinisch, ohne Narkose und ohne aufwendige OP durchgeführt. Für Patient*innen mit Neudiagnose eines Kopf-Hals-Tumors betrug die Zeitspanne von Diagnose bis zur Operation 12 Tage (2019) und 11 Tage (2020). Bei Lungentumoren wurden 2019 60% der Patient*innen innerhalb von 4 Wochen operiert, 2020 waren es 61% der Patient*innen. Im Brustgesundheitszentrum sind die OP-Zahlen kontinuierlich gestiegen (2019: 242, 2020: 283, 2021: 301)
„Wir haben unsere Patient*innen auch während der Pandemie mit der Diagnose Krebs nicht alleine gelassen. Die Zahlen der Operationen zeigen, dass auch Patient*innen aus dieser vulnerablen Gruppe Vertrauen in die sichere Versorgung am Ordensklinikum Linz gehabt haben“, fasst sagt Mag.a Dr.in Elisabeth Bräutigam MBA, Ärztliche Direktorin am Standort Barmherzige Schwestern zusammen.
Strahlentherapien wurden nicht unterbrochen
Auch Patient*innen, die eine Strahlentherapie benötigt haben, wurden von Beginn an unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen weiterbehandelt – auch nach einem positiven Corona-Test.
„Wir haben rasch interne Prozesse und Konzepte geändert und angepasst. Bei einer Strahlentherapie ist es wichtig, dass die Behandlung nicht unterbrochen wird. Auch dann nicht, wenn Patient*innen positiv getestet werden. Während der Pandemie sind die Zahlen der radioonkologischen Leistungen sogar um acht Prozent gestiegen“, sagt die Ärztliche Direktorin.
Eine tragende Säule der neuen Konzepte waren neben den Mediziner*innen auch die Pflegekräfte. Auch hier wurden die Abläufe angepasst, um Verdachtsfälle frühzeitig zu identifizieren, zu isolieren und zu überwachen – von der Ambulanz bis zum Ergebnis des PCR-Tests.
„Durch den großen Einsatz unserer Pflegekräfte war es so möglich, Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen und durch eine lückenlose Dokumentation konnten Clusterbildungen bei Patient*innen und Personal vermieden werden“, so Direktorin Bräutigam.
Psychologische Betreuung für Patient*innen und Angehörige per Telefon
Eine Krebserkrankung bedeutet nicht nur für die einzelne Patientin, den einzelnen Patienten, eine unglaublich große psychische Belastung, sondern auch für die Angehörigen. Am Onkologischen Leitspital wurde und wird deshalb viel Wert darauf gelegt, diese beiden Gruppen durch Psychoonkologen auch seelisch zu unterstützen. Durch die pandemiebedingten Einschränkungen waren diese, meist persönlich durchgeführten Termine, nicht mehr möglich.
„In dieser Ausnahmesituation war uns bewusst, dass wir Patient*innen nicht alleine lassen dürfen. Wir haben daher von Beginn an auf telefonische Beratungen umgestellt und bieten diesen Service auch weiterhin an“, sagt die Ärztliche Direktorin.
Gerade bei fortgeschrittenen Tumorstadien ist die psychologische Unterstützung wichtig. Beispielsweise kam es bei Patient*innen mit bösartigem Hautkrebs (Melanom) zu einer Zunahme der psychologischen Betreuung von 11% auf 21%. Analoges Bild bei der psychoonkologischen Versorgung von Patient*innen mit Blut- und Lymphknotenkrebs: auch hier wurde eine Zunahme der psychoonkologischen Bedarfs von 57 Prozent auf 69 Prozent verzeichnet. Ein Teil, wie die Psychoonkolog*innen klar erkennen konnten, ist sicher auch die Unsicherheit der Patient*innen mit der Pandemie geschuldet.
Zudem wurden auch die Angebote der acht onkologischen Selbsthilfegruppen, die über das Ordensklinikum Linz organisiert werden, großteils auf digitale Kanäle umgestellt. Zudem hat das Ordensklinikum Linz, das mit dem Gütesiegel „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ des Dachverbandes Selbsthilfe OÖ ausgezeichnet ist, verschiedene Online-Angebote für onkologische Patient*innen organisiert. Neben einem kostenlosen Zoom-Account für die Gruppen hat das Ordensklinikum Linz auch eine Arbeitshilfe, persönliche Unterstützung sowie Einschulungen für Leiter*innen sowie Patient*innen zur Verfügung gestellt.
Kein Stillstand in der Neu- und Weiterentwicklung
Auch wenn nicht alle Krebserkrankungen geheilt werden können, so ist die Lebensqualität und die Lebenserwartung bei einem nicht heilbaren Tumorstadium in den letzten Jahren gestiegen. Durch neue Behandlungsmethoden und Medikamente wurden Heilungschancen, Lebensqualität oder -erwartung der Patient*innen teils deutlich verbessert. Am Ordensklinikum Linz wurde die Weiterentwicklung und Anwendung dieser neuen Methoden trotz Pandemie fortgeführt.
Neben zahlreichen medizinischen Weiterentwicklungen wurde auch auf die Kommunikation mit den Patient*innen ein Schwerpunkt gelegt. Im Rahmen eines europaweiten Trainingsprogramms wurden neben Univ.-Doz. Dr. Weltermann auch OA Dr. David Fuchs, Leiter der Palliativstation am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, sowie PD Dr. Holger Rumpold, Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums, als Trainer ausgebildet. Ziel des Programms ist es, die Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Patient*innen zu verbessern.
„Als Onkologisches Leitspital sehen wir es als eine unserer wichtigsten Aufgaben, die neuesten Behandlungsmethoden anbieten zu können. Die Patient*innen, die sich nach der einschneidenden Diagnose ‚Krebs‘ für eine Behandlung an einem unserer Häuser entscheiden, brauchen neben dieser qualitativ hochwertigen medizinischen Betreuung ein ganzheitliches Konzept mit der notwendigen psychologischen Unterstützung, um bestmöglich mit dieser schweren Erkrankung umgehen zu können“, so Univ.-Doz. Dr. Weltermann. Als Leiter des Tumorzentrums arbeitet Weltermann ebenso wie viele Expert*innen aus beiden Häusern des Ordensklinikums Linz auch eng mit Mediziner*innen aus fast allen anderen oberösterreichischen Krankenhäusern zusammen. Im Rahmen von Tumorboards, digitalen Konferenzen der behandelnden Ärzt*innen, stimmen die Verantwortlichen die beste Therapie für den einzelnen Patienten, die einzelne Patientin ab.
„So ist gewährleistet, dass jeder und jede Krebspatient*in die beste Behandlung erhält – egal wo sie oder er erkrankt und in welchem Krankenhaus sie oder er behandelt wird“, so der Leiter des Tumorzentrums. Ende 2020 waren 8.879 Patient*innen im Ordensklinikum Linz in onkologischer Betreuung.
Rückfragehinweis für Journalist*innen:
Karin Mühlberger