Was tun, wenn das Bäuchlein zwickt
Herr Dr. Hofer, wie kann man erkennen, dass Babys und kleine Kinder Bauchschmerzen haben? Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Ursache der Schmerzen oft etwas schwieriger festzustellen. Anzeichen für Bauchschmerzen können unter anderem vermehrtes Schreien oder Wimmern, Nahrungsverweigerung, Anziehen der Beine oder Krümmen sein. Ältere Kinder können ihre Schmerzen meist bereits relativ gut beschreiben.
Müssen Bauchschmerzen bei Kindern immer „ernst genommen werden“?
Bauchschmerzen bei Kindern haben in den meisten Fällen glücklicherweise eine harmlose Ursache. Dennoch sollten Bauchschmerzen aber immer ernst genommen werden, auch ungefährliche bzw. harmlose Ursachen für chronische Bauchschmerzen bei Kindern lassen sich oft sehr gut behandeln. Der erste Ansprechpartner ist hier in der Regel der Kinder- bzw. Hausarzt. Akut auftretende bzw. sehr starke Bauchschmerzen sollten umgehend abgeklärt werden.
Was sind die häufigsten Ursachen von „harmlosen“ Bauchschmerzen bei Kindern?
Die Dreimonatskoliken zählen zu den häufigsten Ursache von Schmerzen im Säuglingsalter. Im Kindesalter sind die häufigsten harmlosen Ursachen funktionelle Bauchschmerzen bzw. Reizdarmbeschwerden. Bei vielen Kinder mit häufig wiederkehrenden Schmerzen finden sich keine organischen Ursachen für die Beschwerden. Die Schmerzen sind jedoch weder Einbildung noch
psychologischer Natur, sondern vielmehr eine besondere Überempfindlichkeit des Darms mit Übererregbarkeit des Darmnervensystems.
Was kann man selbst tun, um die Beschwerden des Kindes zu lindern? Sind Hausmittel wie Tees, Öle, Wärmekissen, Massagen zu empfehlen? Was ist dabei zu beachten?
Bei den Säuglingskoliken lindern oft sanftes Massieren und Streicheln des Bauches sowie vorsichtige Wärmeanwendung, zum Beispiel mit einem lauwarmen Kirschkernkissen, nicht aber mit einer Wärmflasche, die Beschwerden. Bei kindlichen bzw. funktionellen Bauchschmerzen hilft es am besten, die Kinder zu beruhigen und abzulenken. Zur Anwendung kommen regelmäßig auch bestimmte Entspannungstechniken und eine Aufklärung des Kindes über die harmlosen Vorgänge im Bauch. Hierfür gibt es an unserer Kinderklinik auch bestimmte Schulungsprogramme.
Was sind Alarmzeichen, welche signalisieren, dass ein akutes Krankheitsbild hinter den Bauchschmerzen steckt? Was ist dann zu tun?
Alarmsymptome wären zum Beispiel immer wiederkehrende Bauchschmerzen an ein und derselben Stelle fern vom Bauchnabel sowie gehäuftes nächtliches Erwachen aufgrund der Bauchschmerzen. Unbedingt abgeklärt werden müssen starke krampfartige Bauchschmerzen mit Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes, blutige Stühle, eine Gewichtsabnahme bzw. bei kleinen Kindern auch fehlende Gewichtszunahme oder Wachstumsstillstand, blutiges oder grünliches Erbrechen, Schmerzen beim Harnlassen, gehäuft auftretendes Fieber sowie Durchfälle, welche länger als vier Wochen andauern. Milde und kurz andauernde, eher um den Nabel lokalisierte Schmerzen, mit schmerzfreien Intervallen zwischendurch und prinzipiell gutem Allgemeinzustand sind eher als harmlos einzuschätzen.
Wie sehen Ihre konkreten Empfehlungen an Eltern aus, die mit immer wieder auftretenden bzw. andauernden Magen-Darm-Beschwerden ihrer Kinder, wie Durchfällen, Erbrechen oder Verstopfung, konfrontiert sind?
Der erste Ansprechpartner bei Kindern mit abdominellen Beschwerden sollte der betreuende Kinderarzt sein. Bei Auftreten von Alarmsymptomen muss jedoch rasch medizinischer Rat eingeholt werden, in diesen Fällen auch zum Beispiel in der allgemeinpädiatrischen Kinderambulanz. Zur elektiven Abklärung von chronischen Bauchschmerzen, längerfristigen Durchfällen, therapieresistenter Verstopfung oder anderen unklaren abdominellen Beschwerden kann ein Termin an unserer Kindergastroenterologischen Ambulanz zur Besprechung und gegebenenfalls weiterführenden Abklärung, zum Beispiel durch eine Endoskopie oder Manometrie nach Überweisung durch den Kinder- bzw. Hausarzt vereinbart werden. Näheres dazu kann man auch auf www.klinikum-wegr.at bei den Schwerpunkten der Kinder- und Jugendheilkunde nachlesen.
Oberarzt Dr. Thomas Hofer ist zertifizierter Gastroenterologe für Kinder und Jugendliche
am Klinikum Wels-Grieskirchen.
Auch in der Ambulanz der Kindergastroenterologie immer mit dabei: die KlinikumMaskottchen Theo und Lilly.
Der schlaue Hase Lilly steht ab sofort auch als lebensgroßer Selfie Point zur Verfügung!
Kindergastroenterologie am Klinikum Wels-Grieskirchen
An der Kindergastroenterologie werden Kinder und Jugendliche mit Magen-Darm-Erkrankungen, Leber- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sowie Ernährungsschwierigkeiten, zum Beispiel Kinder mit Sondenernährung, betreut. Schwerpunkte sind die Diagnostik und Therapie von Motilitäts- und funktionellen Störungen. Dazu zählen therapieresistente Verstopfung (Obstipation), Sodbrennen (Refluxkrankheit), Schluckstörungen (Dysphagie), Achalasie (Funktionsstörung des Speiseröhrenschließmuskels), Aerophagie („Luftschlucken“), Supragastric Belching („exzessives Luftaufstoßen“), zyklisches Erbrechen und Rumination (Wiederkäuen kleiner Speisemengen) wie auch Motilitätsstörungen bei angeborenen bzw. chirurgisch zu behandelnden Erkrankungen, etwa bei Ösophagusatresie, einer Fehlbildung der Speiseröhre. Zur weiterführenden Abklärung dieser Störungen bietet der Schwerpunkt als eine der ersten österreichischen Kindergastroenterologien unter anderem die hochauflösende Manometrie und die Impedanz-pH-Metrie an. Diese und weitere Funktionsdiagnostikuntersuchungen werden auch für andere kindergastroenterologische und kinderchirurgische Zentren in Österreich durchgeführt. Details zu weiteren diagnostischen Verfahren finden Sie unter www.klinikum-wegr.at / Medizin und Pflege / Kinder- und Jugendheilkunde / Schwerpunkte / Kindergastroenterologie.
Rückfragen an:
Mag. Renate Maria Gruber, MLS, A-4600 Wels, Grieskirchner Straße 42,
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