Schmerz ist vor allem Kopfsache
„Wir behandeln an der Schmerzambulanz vor allem Kopfschmerzpatienten und Patienten mit Rückenschmerzen, für die es im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie keine gute Therapieoption gibt“, erklärt Neurologe Stefan Einsiedler, Leiter der Neurologischen Schmerzambulanz am Klinikum Wels‐ Grieskirchen. „Zudem sind wir auch Anlaufstelle für Patienten mit neuropathischen Schmerzen diverser Ursachen.“ Jeder Patient kommt per Zuweisung an die Schmerzambulanz und ist somit bereits einmal haus‐ oder fachärztlich begutachtet worden. „Das bedeutet aber auch, dass bei diesen Patienten die Beschwerden schon mehrere Wochen, nicht selten auch jahrelang bestehen“, so Einsiedler.
Kopfschmerz im Mittelpunkt
Zentralen Stellenwert in der Neurologischen Schmerzambulanz nimmt das Thema Kopfschmerz ein. „Hier stellen sich zumeist Menschen mit sogenannten primären Kopfschmerzen vor, neben Patienten mit Spannungskopfschmerzen und Clusterkopfschmerzen vor allem solche mit Migräne in episodischer und chronischer Form“, erklärt der Neurologe. „Bei Migräne besteht neben meist halbseitigen pochenden Kopfschmerzen vor allem ein ausgeprägtes Rückzugsbedürfnis und nicht selten eine starke Übelkeit.“ Im Vergleich dazu leiden Patienten mit Clusterkopfschmerzen in der Attacke unerträgliche einseitige Kopfschmerzen mit Begleitsymptomen wie einem tränenden oder geröteten Auge bzw. einer rinnenden Nase. „Typischerweise sind die Patienten in der Attacke meist agitiert und können – im Gegensatz zur Migräne – nicht ruhig im Bett liegen bleiben.“
Spannungskopfschmerzen sind in ihrer Intensität nicht derart stark ausgeprägt und treten nicht in Form von Attacken auf. „Allerdings können sie nahezu durchgehend tage‐ und wochenlang bestehen.“
Kopfweh‐Facts
- Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Schmerzsyndromen.
- Weltweit sind ca. 47 Prozent der Erwachsenen betroffen, davon fallen ca. zehn Prozent auf Migräne, 38 Prozent auf Spannungskopfschmerz und drei Prozent auf chronische Kopfschmerzen (mind. 15 Tage im Monat).
- Migräne: episodische Attacken von 4 bis 72 Stunden, pulsierend, pochend, meist einseitig, Übelkeit und Erbrechen, schlecht sind körperliche Aktivität, Licht und Lärm. Triggerfaktoren bei einzelnen Patienten sind Hunger, Stress, Luftdruckveränderungen, hormonelle Schwankungen, Schlafmangel, zu viel Schlaf und Alkohol. Oftmals Auftreten von Auraphänomenen, wie etwa Fortifikationen (partieller Gesichtsfeldausfall mit gezacktem Rand).
- Spannungskopfschmerzen: häufigste Form, episodisch oder chronisch, dumpf drückend im Stirn‐, Schläfen‐ und Augenbereich oder helmartig über den ganzen Kopf, Intensität eher leicht bis mäßig, fast nie Begleiterscheinungen (Erbrechen, Lichtempfindlichkeit etc.).
- Clusterkopfschmerzen: selten, bis zu zweistündige Attacken, in Serien von Wochen bis Monaten, meist nachts, extrem stark, fast immer einseitig im Augen‐, Stirn‐ und Schläfenbereich, Besserung durch Bewegung und Druckausübung auf die betroffenen Stellen, einseitiger Nasen‐ bzw. Tränenfluss.
Kopfschmerzprophylaxe: Tipps für den Alltag
- Auf eine regelmäßige Lebensführung achten (ausreichend Schlaf, keine Mahlzeiten auslassen, ausreichend Flüssigkeit zuführen, regelmäßige kurze Bewegungseinheiten in den Berufs‐ bzw. Schulalltag einbauen …)!
- Übermäßige direkte Sonneneinstrahlung und flackernde Lichtquellen vermeiden (Sonnenbrille nicht vergessen, im Schatten bleiben, Fernseh‐ und Computerpausen einhalten)!
- Regelmäßiger Ausdauersport im Freien
- Entspannungstechniken üben und anwenden (Progressive Muskelrelaxation PMR, autogenes Training, Bauchatmung, Fantasiereisen u.v.m.)!
- Meiden von zu viel Alkohol, Kaffee, Cola, Energy Drinks und Nikotin!
- Medikamente wie vom Arzt empfohlen zu Beginn der Attacke einnehmen!
OA Dr. Stefan Einsiedler,
Leiter der neurologischen Schmerzambulanz
„Unsere Patienten leiden zumeist unter primären Kopfschmerzen vor, neben Spannungskopfschmerzen und Clusterkopfschmerzen vor allem unter Migräne in episodischer und chronischer Form.“ „Die Beschwerdebilder bestehen oft schon jahrelang, bevor die Patienten zu uns kommen.“ „Vor allem im Bereich der Migräne kam es in den letzten Jahren zum Teil zu innovativen Therapieansätzen mit monoklonalen Antikörpern, den sogenannten CGRP‐Blockern.“ „Bei Bedarf werden auch komplementäre Therapieansätze wie physikalische Medizin oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson vermittelt.
Das Klinikum Wels‐Grieskirchen
Das größte Ordensspital Österreichs ist eine Institution der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz und der Franziskanerinnen von Vöcklabruck. Mit mehr als 30 medizinischen Abteilungen, 1.248 Betten und rund 3.950 Mitarbeitern leistet das Klinikum Wels‐ Grieskirchen umfassende medizinische Versorgung in Oberösterreich. Der Gesundheitsversorger verzeichnet rund 72.000 stationäre Entlassungen jährlich, das entspricht rund 17 Prozent der stationären Leistung Oberösterreichs. Aufgrund seiner zahlreichen Schwerpunkte und Kompetenzzentren bündelt das Klinikum fachübergreifendes Know‐how und ermöglicht interdisziplinäre Diagnosen und Behandlungen zum Wohle der Patienten.
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